50-Jährige gesteht drei Raubüberfälle

Weil sie in 24 Stunden mit einer Spielzeug-Pistole zwei Banken und die Post überfallen hat, steht eine 50-jährige Erkratherin jetzt vor Gericht.

Eine frühere Zahnarzthelferin (50) aus Erkrath-Hochdahl hat vor dem Landgericht Wuppertal drei schwere Raubüberfälle gestanden. Zum Beginn ihres Strafprozesses gestern gab sie zu: Sie hat an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Ende November mit vorgehaltener Spielzeugpistole in einer Bank an der Bergstraße in Hochdahl-Millrath 11 800 Euro erbeutet. Weil ihr das nicht reichte, habe sie wenige Stunden später noch einen Kiosk mit Postangebot nahe der S-Bahnstation Hochdahl beraubt - um mehr als 3000 Euro.

Einen Tag zuvor war sie in einer Bank im Ladenzentrum an der Schildsheider Straße mit einem Raubversuch gescheitert. Sie sei wieder gegangen, sagt die Angeklagte, weil sie sich nicht ernst genommen gefühlt habe. Laut Zeugenaussagen hat dort sogar jemand gelacht — trotz der Ansage „Das ist ein Überfall“.

Dass dennoch eine ganze Reihe Kunden und Mitarbeiter in den beraubten Geschäften sehr ernsthaft erschrocken waren, ist auf den stummen Überwachungsvideos zu erkennen, die das Gericht gestern öffentlich vorspielen ließ.

Die sichergestellte Pistole hielt Landrichterin Susanne Schleger über dem Richtertisch hoch: ein schwarzes Stück Plastik mit Lüftungsschlitzen am Lauf. Die Angeklagte sagt, das Spielzeug habe sie vom Sohn einer Freundin genommen.

Schleger hielt der 50-Jährigen vor: „Die Leute konnten nicht sehen, dass diese Pistole nicht gefährlich ist.“ Sie wisse das ja, antwortete die 50-Jährige unter Tränen. Die Fahndung nach ihr hatte starke Kräfte der Polizei zwei Tage lang gefordert. Die Frau wurde schließlich in der Nähe des letzten Tatorts an der Hildener Straße festgenommen, weil eine Beschreibung auf sie passte. Unterwegs gewesen war sie per Bus.

Die Beute wurde laut Gericht inzwischen an die Geschädigten zurückgegeben. Die mehr als 11 000 Euro aus der Millrather Bank hatte die Frau in einem Schirmständer vor ihrer Wohnungstür deponiert; im Treppenhaus, wo jeder Nachbar hineingreifen konnte. „Ich weiß auch nicht mehr, warum ich das gemacht habe“, sagt die Angeklagte. Die ganzen Taten sei nicht sehr klug gewesen, merkte ihr Anwalt Klaus Wülfing an.

Trotz der Angaben der Angeklagten bleiben vorerst viele Fragen offen. So berichtet die 50-Jährige immer wieder von hohen Schulden, über die sie den Überblick längst verloren habe. Mit dem Gerichtsvollzieher und Inkassobüros habe sie Ärger.

Andererseits soll sie nur eine Woche vor der ersten Tat einen Kaufvertrag über ein Pferd unterschrieben haben — über 17.500 Euro. Laut Angeklagter hatte ein Bekannter ihr zugesichert, die Anschaffung zu zahlen und auch Reitunterricht für ihre Tochter zu übernehmen. Einzige Bedingung: Sie müsse ihre sonstigen Schulden los werden - „weil es so nicht weiter geht“.

Das Landgericht in Wuppertal hat für heute weitere Zeugen geladen.