Leichathletik Für Anna ist der Winterlauf kein Problem
Hilden. · Rund 60 kleine Athleten eröffnen die Winterlaufserie der Hildener AT. 750 Läufer starteten insgesamt.
Der Winter hatte sich über Nacht zurückgemeldet. Frostig und nasskalt erwachte der Sonntagmorgen. Doch das hielt die ambitionierten Läufer der Region nicht davon ab, an der Eröffnung der neunten Hildener Winterlaufserie teilzunehmen. Für bewegungsfreudige Hobbysportler sowie geübte Läufer und Triathleten ist es der erste große Wettkampf im neuen Jahr.
Den lassen sich selbst die ganz kleinen Athleten wie Anna Theobald nicht entgehen: Sie nimmt bereits zum dritten Mal an der Winterlaufserie teil und startet mit ihren sechs Jahren bei den Bambini. Aufgeregt ist sie nicht, nur gespannt und freudig, erzählt sie kopfnickend. Und ein wenig kalt wird ihr unter der Thermokleidung allmählich auch, weil sie schon wieder zu lange an einer Stelle steht. Dagegen hilft nur Bewegung. Also reißt sich Anna schnell von ihrer Mama los, um sich in ihrer Gruppe und mit Trainerin Sarah Klaffl aufzuwärmen.
Anna verspürt bei ihrem Sport auch schon echten Ehrgeiz
Anna ist Mitglied in der Leichtathletik-Abteiltung der Hildener AT, weil sie großen Spaß an der Bewegung hat, erzählt Mutter Michelle Theobald. Anna gehe zwar regelmäßig zum Training, aber wenn sie mal keine Lust habe oder ein Kindergeburtstag anstehe, dann setze sie auch schon mal aus. „Das ist dann genau so wichtig“, sagt die Mutter. Ganz egal ist Anna dieser Lauf aber nicht. „Ein wenig Ehrgeiz schwingt natürlich mit“, verrät die Mama.
In den vergangenen Jahren habe es Anna unter die besten zwei geschafft. Ob sie sich diesmal auf Platz eins vorkämpft, weiß keiner. Schön wäre es, aber in der Hauptsache geht es um den Spaß am Sport, unterstreicht Annas ältere Schwester Amelie (10). Auch sie ist sportlich, nimmt für gewöhnlich an der Winterlaufserie teil. „Aber dieses Jahr muss ich verletzungsbedingt aussetzen“, sagt die Zehnjährige etwas geknickt. Als moralische Unterstützung für ihre Geschwister sei sie dennoch gekommen. Auch Bruder Alexander (12) startet später in der Jugendserie.
Anna läuft sich derweil völlig unbeeindruckt vom Trubel, der sich langsam im Waldstück auftut, warm. Trainerin Klaffl gibt Kommandos, die Schar an Kindern folgt ihr: „Jetzt auf Zehenspitzen laufen. Und nun wie ein Roboter. Achtung, gleich kommt ein Sprint.“ Die Kinder lachen, während sie sich gegenseitig einholen. Es wirkt wie ein Spielevormittag im Wald. Nur dass die Kinder durch die großen Startnummern auf der Brust deutlich als Wettkampfteilnehmer zu erkennen sind.
Die Stimme von Sven Reuter, HAT-Vorsitzender, schallt plötzlich durch die Lautsprecher: „Alle Läufer bitte zum Startpunkt.“ Anna lässt sich noch mal kurz von Mama drücken. Ihre Geschwister wünschen ihr viel Glück. Unterm Startbogen reihen sich die Kinder auf. Links und rechts vom Weg stehen die Eltern. „Die sind ja viel aufgeregter als die Kinder“, sagt Reuter durchs Mikrofon. Einige Eltern lachen, wie auf frischer Tat ertappt. Anna schaut geradeaus in den Wald hinein: Ein kleiner Aufstieg, eine kurze Linkskurve – 500 Meter liegen vor ihr.
Der Countdown wird heruntergezählt: „Drei, zwei, eins.“ Startschuss – und die Kinder laufen unter der tosenden Anfeuerung der Eltern los. Das Mini-Peloton entfernt sich, zeitgleich löst sich auch die Zuschauergruppe auf, die sich in Richtung Zieleinlauf in Bewegung setzt. Keine zwei Minuten nach dem Startschuss, sprintet der achtjährige Theo Reisinger (Hildener AT) als Erster durchs Ziel, gefolgt von Moritz Kleuser (Barmer TV) und Edward McMenemy. Anna läuft mit roten Wangen, pustend, als Gesamtelfte ins Ziel, jedoch als erste ihrer Altersklasse. Die Freude über den Sieg ist in Annas angestrengtem Gesicht nicht zu erkennen. In ihren eiskalten Händen hält sie ein ihr überreichtes Getränkepäckchen und einen Lolli – beides beachtet sie kaum.
Die Sechsjährige atmet tief und stützt sich an Mamas Bauch ab. Die Mutter lächelt. „Alles gut gelaufen. Jetzt holen wir Dir aber schnell eine Jacke“, sagt Michelle Theobald zu ihrer Tochter. Anna nickt, erschöpft. In zwei Wochen geht sie definitiv wieder an den Start.