A 3: Tempolimit entfällt in Kürze
Zwischen der Anschlussstelle Mettmann und dem Kreuz Hilden in Richtung Köln bessert ein Unternehmen derzeit die Griffigkeit der Fahrbahn nach.
Mettmann/Hilden. Gut zwei Jahre lang war die Autobahn 3 zwischen dem Kreuz Hilden und der Anschlussstelle Mettmann eine Großbaustelle. 35 Millionen Euro hat Straßen NRW dort investiert. Sie hat mächtig an den Nerven der rund 130 000 Fahrer, darunter 12 500 Lkw-Fahrer, gezerrt, die eine der wichtigsten Schnellstraßen in Nordrhein-Westfalen Tag für Tag passieren. Zahlreiche Unfälle in dem etwa sieben Kilometer langen Abschnitt (570 von März 2015 bis Juli 2016 mit acht Schwer- und 54 Leichtverletzten) sorgten zusätzlich für viele Staus und Behinderungen. Das veranlasste den Kreis Mettmann, einen mobilen Radar-Blitzer zu installieren. In nur zwölf Monaten wurden 60 000 Autofahrer geblitzt, die in der Baustelle zu schnell unterwegs waren, mehr als 5000 mussten vorübergehend ihren Führerschein abgeben. Das Amtsgericht Mettmann stellte extra einen Richter ein, der sich ausschließlich um diese Fälle kümmert.
Das alles zeigt: Dieser Abschnitt der A 3 ist keine Autobahn wie andere. Es lohnt sich, genau hinzuschauen: Dabei fällt eine merkwürdige Tempo-Staffelung von Mettmann bis zum Kreuz Hilden Richtung Köln auf. Zwischen Ratingen und Mettmann gilt erst 120, vor Mettmann gibt es kein Tempolimit. Ab der Raststätte Stinderhof gilt wieder Tempo 120, auf der Talbrücke 100, dann ist das Tempo für 800 Meter freigegeben. Wenige Meter vor dem Kreuz Hilden gilt dann wieder 120. Warum eigentlich?
„Auf der Talbrücke gab es Griffigkeitsprobleme auf der ganz linken Fahrspur“, erläutert Norbert Cleve, Sprecher der zuständigen Niederlassung Krefeld von Straßen NRW: „Die Fahrbahn ist dort neu gemacht worden. Bei der Überprüfung der Arbeiten ist der Mangel aufgefallen. Deshalb wurde die Geschwindigkeit auf 100 Stundenkilometer beschränkt.“ In den nächsten Tagen werde die beauftragte Firma das Problem beheben. Dann werde auch das Tempolimit wieder aufgehoben, und dann gebe es auf der A 3 zwischen Ratingen-Ost und dem Kreuz Hilden keinerlei Begrenzung der Geschwindigkeit mehr. Die komme erst im Kreuz wieder, weil dort eine Brücke marode ist, sagte Kleve. Sie werde in Kürze ersetzt.
Kein Tempolimit ist aber kein Freibrief für Raser. Auf deutschen Autobahnen gilt — anders als in den deutschen Nachbarländern — keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung, aber eine sogenannte Richtgeschwindigkeit von Tempo 130. Und die sollten Verkehrsteilnehmer durchaus beachten. Das zeigt ein Urteil des Oberlandesgerichts Koblenz aus dem Jahr 2013 (Aktenzeichen 12 U 313/13). Ein zu hohes Tempo führt bei einem Verkehrsunfall zu einer Mithaftung des Fahrers, auch wenn sich der andere grob fahrlässig verhalten hat. Der Mann war mit 200 Stundenkilometern mit einem Auto kollidiert, nachdem dessen Fahrer bei der Auffahrt auf die Autobahn von der Einfädelspur direkt auf die Überholspur gewechselt war.
Wer mit 200 Sachen unterwegs sei, schaffe ein erhebliches Gefahrenpotenzial, das den Spielraum zur Vermeidung eines Unfalls gegen Null tendieren lasse, gaben die Richter dem Raser eine Mitschuld. Bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von Tempo 130 hätte sich der Unfall durch eine Bremsung vermeiden lassen. Apropos Tempolimit: Mit einem Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen ließen sich laut Umweltbundesamt rund drei Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen, etwa drei Prozent des Pkw-Ausstoßes insgesamt. Es gäbe weniger hektische Fahrmanöver und Staus, weil der Verkehr ruhiger fließt und die Kapazität der Fahrbahnen besser genutzt wird — so wie in den Niederlanden. Gleichwohl gibt es in Deutschland kein generelles Tempolimit — und wird es auch so schnell nicht geben. Weil es für viele Deutsche offenbar die einzig wichtige Glaubensfrage ist.