Aggressive Kneipengäste: Anwohner leben in Angst

Aggressive Betrunkene aus Kneipen ziehen am Wochenende durch die Oberstadt.

Mettmann. „Es gibt kaum noch ein Wochenende, an dem es hier keine Randale oder wüste Schlägereien gibt. Wir können keinen Samstag oder Sonntag mehr ausschlafen. Was sich hier seit zwei Jahren abspielt, ist eine Katastrophe“, sagt ein Anwohner der Marktes, der aus Angst vor Repressalien nicht namentlich genannt werden will.

Und mit dieser Meinung ist er nicht allein. Immer wieder rufen Anwohner die Polizei in der Nacht an, weil sie aus dem Schlaf aufgeschreckt werden, Menschen laut um Hilfe rufen, die brutal zusammengeschlagen werden.

Für die nächtlichen Szenen, die vielen Bewohnern in der Oberstadt Angst einflößen, machen sie Gäste der Marktkneipe „Time Out“ verantwortlich. Sie sollen stark angetrunken und äußerst aggressiv in der Oberstadt unterwegs sein, wenn die Kneipe in den frühen Morgenstunden schließt. Am vergangenen Wochenende sollen sie die Nachtwache des Blotschenmarktes massiv bedroht haben.

„Was sich vor 14 Tagen unter unserem Fenster abgespielt hat, so was hab’ ich noch nicht erlebt. Mehrere Männer haben auf eine Person brutal eingeschlagen und ihn mit Füßen getreten, als sie auf dem Boden lag. Wir haben die Polizei gerufen“, sagt ein Anwohner der Mittelstraße.

Auf der Polizeiwache wird tatsächlich ein Einsatz auf der Mittelstraße gefunden, der zu den Schilderungen passt. Doch laut Polizeisprecher Ulrich Löhe soll es sich dabei um einen betrunken Mann gehandelt haben, der gestürzt, sich den Arm gebrochen und dann laut um Hilfe gerufen hatte.

„Das wurde bei uns als nächtliche Ruhestörung angezeigt“, sagt Löhe. Doch er bestätigt, dass es in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden wegen Lärm und Schlägereien in der Oberstadt gegeben hat. „Aber es ist schwierig, sie dem direkten Umfeld der Kneipe zuzuordnen. Die Einsätze melden wir auch der Stadt“, sagt Löhe. Das Ganze sei ein Fall fürs Ordnungsamt, meint der Polizeisprecher.

Im Ordnungsbehörde liegen ebenfalls zahlreiche Beschwerden über den Kneipenlärm am Wochenende und brutale Schlägereien auf dem Markt vor. „Aber es passiert einfach nichts“, sagt eine Frau, die am Wochenende nur noch im Wohnzimmer schläft, um nicht die ganze Nacht lang wach im Bett zu liegen. „Ich frage mich, warum die Stadt einer Kneipe mitten im Wohngebiet überhaupt eine Wochenend-Konzession bis 5 Uhr morgens genehmigt?“, sagt sie.

Einige Nachbarn hätten kapituliert und seinen weggezogen, weil sie es einfach nicht mehr ausgehalten hätten.

Viele Menschen in der Oberstadt trauen sich am Wochenende morgens gar nicht mehr vor die Tür, weil sie Angst haben, angetrunkenen Schlägern über den Weg zu laufen. „Ich habe meine Töchter, die mit dem Hund unterwegs waren, schon einmal zurückgerufen, als aus der Kneipe Gäste mit gezückten Messern raus gelaufen kamen“, sagt eine Anwohnerin.

„Wir werden jetzt das dritte Bußgeldverfahren gegen die Wirtin einleiten“, sagt Erster Beigeordneter Dietrich Stang, zuständig fürs Ordnungsamt. Zudem wolle die Stadt so schnell wie möglich erwirken, dass die Öffnungszeiten am Wochenende deutlich eingeschränkt werden. Stang: „Wir hoffen, dass wir damit schon etwas erreichen können.“

Falls nicht, werde die Stadt weitere Schritte in Erwägung ziehen, notfalls sogar die Kneipe schließen. Bürgermeister Bernd Günter sagte im WZ-Gespräch, dass die Stadt alle rechtlichen Schritte ausschöpfen werde, um die untragbaren Zustände in der Oberstadt zu beenden. „Das ist den Bewohner nicht länger zuzumuten.“ Von der Wirtin der Kneipe war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.