Mettmann Beschwerden über Feuerwehrlärm
Mettmann. · Nach Klagen über angeblich überzogenen Einsatz der Martinshörner und der Forderung nach „gedämpfter“ Nutzung appelliert der Verband der Feuerwehr an die Vernunft.
Die Diskussion um die Beschwerde von Anwohnern über lautstarke Martinshörner der Feuerwehr in Mettmann zieht weite Kreise. Das Interesse ist groß. Fast alle erklären sich mit der Mettmanner Feuerwehr solidarisch: „Haben den Knall nicht gehört“ postet beispielsweise Andreas J. auf Facebook, oder „Die ticken doch nicht richtig“ zeigt sich Dagmar P. verständnislos.
Ausgelöst hatte die Lawine eine Veröffentlichung der Feuerwehr Mettmann auf Facebook. Anwohner hatten sich in einer anonymen Mail über die lauten Martinshörner beschwert. „Sollten jetzt noch ein einziges Mal die Einsatzfahrzeuge in der lautesten Sirenenfrequenz durch die Innenstadt fahren, obwohl weder an der Kreuzung im Zentrum, noch in der Bahnstraße, noch in der verkehrsberuhigten Breite Straße weder Autos noch Fußgänger unterwegs waren (in Bild und Ton festgehalten), erstatten wir in Wohngemeinschaft von den betreffenden Bewohnern Anzeige wegen Körperverletzung“, heißt es in der E-Mail.
Per E-Mail gingen die Beschwerden bei der Wehr ein
Die Feuerwehrleute werden in diesem Zusammenhang als die „Wilden“ bezeichnet: „Wir bitten ausdrücklich, die ,Wilden’ noch einmal in Dienstbesprechungen auf den Einsatz der Martinshörner zu schulen“, heißt es in der Eingabe weiter, unterschrieben mit „die kranken Anwohner“. Zwischenzeitlich soll eine weitere Beschwerde-Mail hinzugekommen sein.
In einem anderen Beschwerdeschreiben beklagt sich die Autorin, dass die Einsätze der Feuerwehr am Freitag „auf gar keinen Fall die zu lauten Martinshörner“ gerechtfertigt hätten, „die im übrigen sehr gedämpft eingeschaltet werden könnten“, heißt es darin. Den Kräften der Feuerwehr fehle „die Verhältnismäßigkeit zum Einsatz und zur Tages- und Nachtzeit. Gerade hier unten in den Häuserschluchten der Stadt Mettmann ist es eine Körperverletzung, mit vollen Hörnern durchzufahren.“ Es sei „immer wieder zu beobachten, dass Menschen mit Hörgeräten immense Gehörschmerzen verspüren, da die Hörgeräte diese Töne einfach nicht kompensieren können“. Auch ein Einsatz in Wülfrath rechtfertige nicht, mit dem Martinshorn „ganz Mettmann aufzumischen“.
Zur Erinnerung: Am Freitag musste die Feuerwehr Mettmann zu einer ungewöhnlich großen Zahl von Einsätzen ausrücken. Dazu gehörte ein brennender Sattelzuganhänger auf der A 3, eine brennende Fritteuse in einem Imbiss, ein umgestürzter Baum und ein vermeintlicher Brand in einem Hochhaus an der Teichstraße, der sich als leicht zu löschender Küchenbrand herausstellte.
Amtsleiter Matthias Mausbach wirbt auch der Deutsche Feuerwehrverband mit Sitz in Berlin um Verständnis: „Die Nutzung von Blaulicht und Martinshorn regelt die Alarm- und Ausrückeordnung, die bei der jeweiligen Leitstelle hinterlegt ist“, erläutert Sprecherin Silvia Darmstädter. Beides werde eingesetzt, „wenn Eile geboten ist“ und natürlich vor allem dann, wenn Menschenleben in Gefahr seien. „Bei einem Brand in einem Hochhaus ist das definitiv so“, betont Darmstädter. „Man kann nicht sagen, wir machen’s einfach mal aus, damit ihr nicht wach werdet.“
Waren die Anlässe, wie von den Betroffenen beklagt, zu trivial? Darmstädter verneint. Selbst bei einem brennenden Mülleimer neben einer Bushaltestelle seien Blaulicht und Martinshorn zu rechtfertigen, „weil man nie weiß, welche Situation man vorfindet, ob nicht doch Menschen in der Umgebung gefährdet sind.“ Darmstädter erinnert in diesem Zusammenhang auch an die Eigensicherung der Feuerwehr: „Stellen sie sich vor, da kommt ein Einsatzfahrzeug in hohem Tempo lautlos um die Ecke.“ Darmstädter appelliert an die Bürger, „sich in die Lage der Feuerwehr hinein zu versetzen“.
In einigen Städten wird das Horn erst an Kreuzungen angeschaltet
In einigen Städten allerdings habe man auf das Ruheempfinden ihrer Bürger reagiert. So gibt es Feuerwehren, die ihr Martinshorn „erst ab der nächsten großen Kreuzung“ anschalten, weil sie bis dahin aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ohne Gegenverkehr problemlos passieren können. Das aber gehe nur, wenn die baulichen Voraussetzungen stimmen und Sicherheit dies erlaube.
„Man kann zum Beispiel den übrigen Verkehr mit einer Ampelregelung aufhalten.“ An genau dieser Lösung arbeitet nach einem entsprechenden Ratsbeschluss jetzt die Stadt Erkrath: Sie will die Fahrzeuge der Feuerwehr mit einem GPS-System ausstatten, das bei den Ampeln eine Vorrangschaltung auslöst.
Die Kreispolizei Mettmann hat nach Auskunft ihres Sprechers Daniel Uebber keine ähnlichen Beschwerden erhalten. „Das haben wir bislang nicht so erlebt“, sagt er. Eine Bewertung des Falls will er allerdings nicht abgeben: Im Falle einer Anzeige „wären wir ermittelnde Behörde. Da möchten wir uns nicht einmischen und Partei ergreifen“.