Mettmanner-Klinik-Chef kritisiert Bertelsmann-Studie „Diese Forderung ist absolut irreal“

Mettmann · Bernd Huckels, Geschäftsführer des Krankenhauses Mettmann, sieht die Krankenhäuser in der aktuellen Bertelsmann-Studie zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Bernd Huckels ist Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses (EVK) Mettmann.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Eine jetzt veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung empfiehlt, die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland zugunsten der Ausstattung zu reduzieren. Das verärgert unter anderem auch Bernd Huckels, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mettmann: „Diese Forderung ist absolut irreal. Sie geht völlig an der Realität vorbei.“ Das vor allem, weil Berechnungen für eine Beispielregion in und rund um Köln aufgestellt worden seien, die von den Autoren der Studie auf ganz Deutschland übertragen werden. Das sei „unverantwortlich“ und „der größte Mangel der Studie“, sagt Huckels.

Seit ihrer Veröffentlichung Anfang dieser Woche sorgt die Studie der Bertelsmann Stiftung für Wirbel im Gesundheitssektor. Denn sie stellt kleinere Krankenhäuser in Frage. „Nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Patienten haben genügend Erfahrung für eine sichere Behandlung“, schreiben die Wissenschaftler des Berliner Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung in der Studie. Und kommen zu dem Schluss, dass die Patienten in Deutschland mit weniger als der Hälfte der bislang existierenden Krankenhäuser deutlich besser versorgt werden könnten.

Denn würde die Zahl der Kliniken von aktuell knapp 1400 auf dann 600 reduziert, könnten die verbleibenden Häuser mehr Personal und eine bessere Ausstattung erhalten, so die Argumentation.

Versorgungskrankenhäuser

würden demnach künftig 600 Betten vorhalten, so genannte Maximalversorger 1300 Betten. Das würde die Existenzberechtigung des Evangelischen Krankenhauses Mettmann in Frage stellen – es gilt mit seinen 260 Betten als mittelgroßes Krankenhaus.

Doch gegen die in dieser These enthaltene Unterstellung, nur große Krankenhäuser könnten eine hochwertige Versorgung von Patienten gewährleisten, verwahrt sich Huckels: „Das ist aus unserer Sicht unverantwortlich.“ Denn das verunsichere Patienten und Personal. „Die Betreuung in unseren Krankenhäusern ist von sehr hoher Qualität“, betont Huckels und verweist unter anderem auf den Preis „Beste Klinik 2018“, den sein Haus im vergangenen Jahr innerhalb des 66 Mitglieder zählenden „Clinotel“-Krankenhausverbundes erhalten habe. So sei das Evangelische Krankenhaus Mettmann auch für Notfälle dank zweier Notarzt-Sitze und des Herzkatheterlabors, das bei Herzinfarkten 24-stündig zum Einsatz kommt, bestens ausgestattet. Zugleich „haben wir bereits unsere Hausaufgaben gemacht“, betont Huckels. Denn der Sektor sei bereinigt: „Im Kreis Mettmann sind allein in den letzten Jahren vier kleinere Kliniken geschlossen worden.“ Daher gebe es im Kreis Mettmann jetzt nur noch ein sehr niedriges Verhältnis von 2,8 Betten je 1000 Einwohner.

Einzig die Forderung nach Erhöhung des Anteils ambulanter Behandlungen kann Huckels nachvollziehen. Dazu aber müssten erst die Voraussetzungen geschaffen werden, die Geld kosten, betont er. Zugleich sei es an der Zeit, den derzeit herrschenden Investitionsstau von deutschlandweit insgesamt etwa 55 Milliarden Euro aufzulösen: „Krankenhäuser bekommen keine ausreichenden Investitionsmittel. Das Land NRW zahlt nur noch ein Drittel von dem, was erforderlich wäre“, stellt Huckels fest.