Bauern klagen über schlechte Ernte
Die Landwirte im Kreis Mettmann ziehen eine gemischte Bilanz zur Erntesaison 2017. Das Wetter machte ihnen arg zu schaffen.
Kreis Mettmann. Der Klimawandel ist längst in der Region angekommen. „Das bekommen wir am meisten zu spüren“, stellt Marcel Terhardt, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Mettmann, anlässlich einer Pressekonferenz auf dem Hof von Gerhard Rosendahl in Haan klar, bei der die Kreisbauernschaft über die diesjährige Ernte berichtete. Dieser Klimawandel hat zwei Phänomene zur Folge, die den Landwirten zu schaffen machen.
Josef Aschenbroich, stellvertretender Kreisvorsitzender
Zum einen fallen die Monate Mai und Juni, die für das Wachstum der Pflanzen besonders wichtig sind, zunehmend trocken aus, was sich äußerst negativ vor allem auf die Ernte von Getreide auswirkt. Zum anderen fällt der Regen nicht mehr gleichmäßig in der ganzen Region, sondern schauerartig auf kleinen Gebieten. „Wir haben Unterschiede von 20 Liter pro Quadratmeter“, sagt Josef Aschenbroich, stellvertretender Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft und selbst Landwirt in Langenfeld. „Auf einem Feld regnet es und auf dem anderen, das nur vier Kilometer weit weg ist, regnet es nicht.“
Das Jahr 2017 begann mild und der März war bereits recht warm. So traf der starke Frost, der im April über das Land hereinbrach, die jungen Pflanzen hart, besonders die Blüten der Obstbäume. „Das Getreide hat sich davon wieder erholt“, so Aschenbroich. Doch dann kam die Trockenheit in Mai und Juni, was vor allem den Landwirten am Rhein, die auf sandigen, leichten Böden anbauen müssen, enorme Verluste bescherte. Zusätzlich „kochte“ die Hitzeperiode im Juni das Getreide von oben förmlich ab. „Zwischen den Garben herrschten Temperaturen von 50 Grad“, sagt Aschenbroich.
Diese Wetterbedingungen sorgten für eine frühzeitige Reife und somit Ernte des Getreides. „Die Wintergerste wurde bereits im Juni, anstatt im Juli geerntet.“ Sie habe jedoch die Trockenheit besser verkraftet als die anderen Getreidearten. Vor allem die Weizenernte war schlecht. „Wir hatten im Schnitt 20 Prozent weniger als der Durchschnitt der Vorjahre“, bedauert Aschenbroich.
Dabei fiel die Ernte — je nach Niederschlagsverteilung — von Acker zu Acker sehr unterschiedlich aus. Erschwerend kam ein Einbruch der Getreidepreise hinzu. Bei Kartoffeln und Mais sind die Erträge zufriedenstellend, bei den Zuckerrüben rechnet die Kreisbauernschaft Mettmann gar mit einer „Bombenernte“. „Die Zuckerrüben sind förmlich explodiert“, freut sich Aschenbroich.
Dass der Klimawandel in der Region angekommen ist, zeigt auch der Anbau von Sojabohnen, der inzwischen hier möglich geworden ist. Um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden, bauen die Landwirte inzwischen auch Ackerbohnen an. „Es ist eine Herausforderung“, bestätigt Martin Dahlmann, Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann.
Neben dem Klimawandel machen den Landwirten auch die gesetzlichen Bestimmungen und Auflagen große Sorgen, denn sie zwingen die Landwirte dazu, große Investitionen zu tätigen. „Wir werden in die Zukunftsfähigkeit geprügelt“, sagt Landwirt Gerhard Rosendahl aus eigener Erfahrung, Martin Dahlmann bringt es auf den Punkt: „Wir können nur investieren oder aufhören.“
So haben bereits 10 Prozent der Milchviehbetriebe der Region im vergangenen Jahr ihren Betrieb aufgegeben, denn von den hohen Butterpreisen kommt bei den Milchbauern nichts an. „Die Preise kommen vor allem durch den hohen Bedarf in Nahost und Afrika zustande“, so Dahlmann. Von der Politik erhoffen sich die Landwirte nun Lösungen, mit welchen alle leben können.