Mettmann Hier erntet jeder, was er sät

Mettmann. · Die Solidarische Landwirtschaft stellte ein Projekt am Aktionstag zum Ökolandbau vor.

Gärtnermeisterin Nermin Ischebeck brachte Interessierten das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft näher.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In der Hütte stehen Kisten mit erntefrischem Gemüse. Glänzende Paprika, saftig grüne Gurken, knackiger Salat, zarte Zucchini und verschiedene Sorten Kartoffeln machen Appetit. Gewachsen sind die Früchte in den offenen Gewächshäusern oder auf dem Feld des Bioland-Hofes „Nermins Garten“: Anlässlich des landesweit ausgerufenen Aktionstages Ökolandbau hat am Sonntag auch Nermin Ischebeck auf ihren Hof eingeladen, um ihre Arbeit zu präsentieren.

„Ich habe den Betrieb im Oktober 2014 gegründet“, erzählt sie. Insgesamt bewirtschaftet sie 3,5 Hektar Land. Sie baut Gemüse an, mit dem sie das Landgut Höhne beliefert. Außerdem hat sie Selbsterntegärten
angelegt.

Pächter kümmern sich um
ihr Gemüse selbst

„Ich besäe einen Acker und teile ihn in Parzellen.“ Diese Parzellen werden von Anfang Mai bis Ende November verpachtet. Die Pächter kümmern sich um ihr Gemüse und ernten auch die Früchte ihrer Arbeit. Unterstützt werden sie von der erfahrenen Bäuerin. „Das ist wie ein Langzeitworkshop“, meint sie lachend.

210 Euro kostet die Pacht für eine Saison. „Anfang 2018 haben wir mit der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) angefangen“, sagt Nermin Ischebeck. Die SoLaWi stellte sich während des Aktionstages ebenfalls vor. „Wir sind eine Wirtschaftsgemeinschaft“, erklärt Stefan Mies, Mitglied des SoLaWi-Rates. Dieser Wirtschaftsgemeinschaft stehen 60 Ernteteile zur Verfügung, die Nermin Ischebeck ökologisch mit 65 verschiedenen Kulturen bewirtschaftet. Diese Ernteteile (einer kostet 90 Euro, ein halber 45 Euro pro Monat) werden Anfang des Jahres bei einer Bieter-Runde unter den Interessierten versteigert. Da es um Solidarität geht, bietet jeder das, was er sich leisten kann. „Manche können sich 45 Euro nicht leisten, andere können mehr zahlen“, sagt Mies. Wichtig ist, dass nach der Bieter-Runde die Gesamtkosten für die 60 Ernteteile zusammengekommen sind, damit Nermin mit ihrer Arbeit beginnen kann.„Kleine Landwirte haben oft Probleme, ein Wirtschaftsjahr zu überleben“, weiß Stefan Mies. Durch die monatliche Finanzierung gelingt es Nermin, auch im ernteschwachen Winter ihre Unkosten zu decken. Dafür herrscht im Sommer Überfluss. Außerdem werden Ernteausfälle wie in den vergangenen beiden trockenen Sommern auf alle Schultern verteilt.

150 Solidarische Landwirtschaften in ganz Deutschland

Inzwischen gibt es in Deutschland rund 150 SoLaWis. Johanna Geuer ist ebenfalls überzeugtes SoLaWi-Mitglied: „Das Gemüse schmeckt ganz anders als das aus dem Supermarkt“, schwärmt sie. Zu festen Zeiten kommen die Mitglieder und holen sich ihr Obst und Gemüse ab. Alles sei erntefrisch, die Lieferwege sind kurz. Die Solidarische Landwirtschaft sehen daher viele, die hier mitmachen, als Vorreiter in Sachen biologische Lebensmittel an.