Besuchsdienst hilft Senioren bei Ärger und Einsamkeit

Der Bauverein unterstützt ältere Mieter in vielen Lebensfragen.

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Mettmann. Eine alte Dame hat zwei Jahre lang mit niemandem gesprochen, außer mit der Kassiererin im Supermarkt. Ein betagter Herr lebt seit Monaten im Dunkeln, weil er Mahnungen für die Stromrechnungen übersehen hat und nicht wusste, an wen er sich wenden sollte. Wenn Bodo Nowodworski diese Geschichten erzählt, dann weiß er, dass sich dahinter viel mehr verbirgt als medienwirksame Schicksale. „Von derart extremen Fällen habe ich hier in Mettmann zwar noch nichts gehört. Das heißt aber nicht, ob es das hier nicht gibt“, stellt er klar.

Seit Nowodworski den Bürgermeisterschreibtisch gegen ein Büro beim Mettmanner Bauverein (MBV) getauscht hat, beschäftigt er sich dort mit den Herausforderungen des demografischen Wandels. Vor einem Jahr hat er dem Vorstand ein Handlungskonzept vorgelegt. Seither ist Christraut Hekers für den MBV im Einsatz, um die älteren Mieter in ihren Wohnungen aufzusuchen. „Frau Hekers ist für den Bauverein ein Glücksfall“, glaubt Bodo Nowodworski. Als ehemalige Mitarbeiterin der AOK-Geschäftsstelle kenne sie nicht nur viele Mettmanner Senioren, sondern auch deren Probleme. „Manchmal mache ich einfach nur Einsamkeitsbesuche“, sagt Christraut Hekers selbst über ihr Hilfsangebot. Viele der älteren Menschen, die sie regelmäßig besucht, leben allein in ihren Wohnungen. Nicht immer seien Verwandte schnell vor Ort.

„Manche sprechen über ihr Kriegstrauma, dass sie auch nach Jahrzehnten noch verfolgt“, erzählt Christraut Hekers. In einem anderen Fall habe es Probleme mit Nachbarn gegeben: „Die Dame konnte wegen der Streitigkeiten nur noch mit Baldrian schlafen.“ Hinzu komme, dass ältere Menschen mit der Bürokratie überfordert seien. Pflegestufen beantragen, Formulare ausfüllen, sich mit Ämtern auseinandersetzen: All das übernimmt Hekers. „Unsere Mieter sind begeistert. Viele können so einfach mal ihr Herz ausschütten“, freut sich Bodo Nowodworski, dass der Besuchsdienst gut angenommen wird.

Als Plauderstündchen will er den Service dennoch nicht missverstanden wissen. „Wir wollen herausfinden, ob irgendwo Hilfe nötig ist und wie ein entsprechendes Netzwerk aufgebaut werden kann“, stellt Nowodworski klar. Manchmal gehe es auch um bauliche Maßnahmen „Eine zu hohe Dusche kann für ältere Menschen ein großes Problem sein“, weiß er.