Leichtathletik Vernünftige Schuhe sind das A und O beim Laufen

Kreis Mettmann. · Interview Tobias Kofferschläger, Leichtathletik-Bundestrainer, spricht über gesundes Laufen.

Tobias Kofferschläger kennt sich als Leichtathletik-Bundestrainer bestens mit der Trainingsplanung aus.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Das Jahr 2019 beginnt mit guten Vorsätzen und neuen Zielen. (Mehr) Sport treiben gehört natürlich wieder dazu. Laufen zählt für Anfänger und Wieder-Einsteiger zu den beliebtesten Sportarten. Der eine begnügt sich mit einer kleinen Runde durch den Stadtwald, der andere setzt sich gar die Teilnahme an einem Marathon zum Ziel. Leichtathletik-Experte Tobias Kofferschläger gibt Tipps, wie der Start ins Laufjahr gelingt und der Spaß an der Bewegung erhalten bleibt.

Ist Laufen gesund?

Tobias Kofferschläger: Laufen ist definitiv gesund, vorausgesetzt, die Leute sind gesund – das ist die Basis. Leute, die untrainiert sind, keinen Sport gemacht oder gelaufen sind, sollten abklären lassen, ob alles o.k. ist. Das kann der Hausarzt untersuchen. Der macht einen Herz-Kreislauf-Check oder begutachtet die Cholesterinwerte. Man sollte also den klassischen Basis-Check absolvieren, ehe man überhaupt darüber nachdenkt, sich sportlich zu betätigen.

Was ist sonst zu beachten?

Kofferschläger: Wie ist die aktuelle körperliche Konstitution? Ist Laufen überhaupt möglich? Für große oder übergewichtige Leute kann die Belastung auf den Bewegungs- und Stützapparat gehen. Da ist es vielleicht besser, erst einmal mit Walken anzufangen. Dann stellt sich die Frage: Was sind meine sportlichen Ziele? Laufe ich schon, mache ich eine andere Sportart, kann ich schon eine halbe Stunde joggen oder ist das nicht möglich? Wer keine Lauferfahrung oder eine andere sportliche Vorerfahrung hat, der handelte grob fahrlässig, wenn er sich den Düsseldorf Marathon als Ziel setzt. Dann sollte das Ziel sein, bei der Hildener Winterlaufserie vielleicht mal fünf Kilometer oder auch mal zehn Kilometer zu schaffen. Wichtig ist es, überhaupt erst einmal eine Strecke zu bewältigen, egal, ob walkend, gehend oder laufend. Wer anfängt sollte erst einmal schaffen, sich über eine Stunde fortwährend fortzubewegen – gehend oder laufend oder vielleicht in einer Mischung aus beidem.

Wie läuft es sich besser – allein oder in der Gruppe?

Kofferschläger: Das hängt vom Menschen selbst ab. Wer das allein motivationstechnisch hinbekommt, ist flexibler, was die Tageszeit oder die Länge angeht. Derjenige, der noch keine richtige Lust hat und für den das Laufen eine Vernunftentscheidung ist, der ist gut beraten, das in einer Gruppe zu machen. Es gibt ja Lauftreffs oder Ähnliches oder man schließt sich mit zwei, drei anderen ­zusammen.

Wie oft sollte der Anfänger oder Wiedereinsteiger in der Woche laufen?

Kofferschläger: In meinen Überlegungen gehe ich von drei Einheiten in der Woche aus, ein über den anderen Tag, damit ich auch eine Erholung habe.

Wie groß sollte denn der Umfang sein?

Kofferschläger: Auch das ist individuell. Für den einen sind 15 Minuten strammes Gehen grenzwertig, der andere kann sich 30 Minuten bewegen. Wer zum Beispiel regelmäßig sechs Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt und eine gewisse Affinität zum Laufen mitbringt, wird relativ schnell eine halbe Stunde joggen können – für so jemanden ist auch ein Halbmarathon in vier Monaten denkbar. Es gibt viele Aspekte zu beachten. Der eine ist jünger, der andere älter. Jemand hat vielleicht schon früher mal Sport getrieben, aber in den letzten zehn Jahren 20 Kilogramm zugelegt, weil er nicht mehr dazu gekommen ist, regelmäßig etwas zu machen. Solche Leute haben eine gewisse Grundfitness und können sich relativ schnell verbessern.

Ist es sinnvoll, bei einer der vielen Laufserien im Kreis Mettmann mitzumachen?

Kofferschläger: Ein blutiger Anfänger muss erst einmal eine gewisse Strecke schaffen – die wollen das eher für sich selbst machen. Alle, die nach drei Wochen 30 Minuten joggen können, kämen im Prinzip beim Fünf-Kilometer-Lauf an. Da kann es von der Motivation her interessant sein, wenn sie beim Laufen ein paar Leute um sich herum haben und die Zeit schneller vergeht . . . Das gilt aber eher für diejenigen, die ein gewisses Basis-Niveau mitbringen. Wichtig ist: Es gibt kein gut, kein richtig, kein falsch. Die Frage lautet einfach: Was motiviert mich, zu laufen und mich zu bewegen? Das ist alles.

Welche Empfehlungen gibt es für Schuhwerk und Kleidung?

Kofferschläger: Das Wichtigste ist das Schuhwerk. Schuhe sind das A und O – die müssen passen. Und deshalb kauft man die nicht irgendwo bei einem Super Sale im Internet, sondern beim Fachhändler, wo man sie anziehen und Probe laufen kann. Ein seriöses Fachgeschäft bietet die entsprechende Beratung. Kleidung ist für mich sekundär. Goretex ist gut und schön, schadet nichts und kann bei kälterer Jahreszeit sinnvoll sein. Es trägt nicht so auf und mit Reflektoren wird man gut gesehen. Man kann aber auch in der Jogginghose laufen, das ändert nichts an der eigenen Aktivität. Es läuft sich vielleicht einfacher in Funktionsbekleidung als im Jogginganzug, und wer das für die Motivation braucht – warum nicht? Aber noch einmal: Schuhe, die müssen passen, müssen vernünftig sein. Man sollte nicht seine alten Tennisschuhe von vor 20 Jahren aus dem Keller holen oder vielleicht in Chucks laufen. Die sehen, je nach Geschmack, gut aus – und sonst nichts. Schuhe müssen sitzen, dabei muss es nicht unbedingt das aktuelle Modell sein.