Caritas: Adventsfeier im Kaplan-Flintrop-Haus
Die Caritas hat 90 Menschen ins Kaplan-Flintrop-Haus zu einer Adventsfeier eingeladen. Für viele ist der Tagestreff der letzte Zufluchtsort.
Mettmann. Wie viele Menschen in Mettmann obdachlos sind, kann Klaus Gärtner nicht sagen. „Viele kriechen anfangs erst mal bei Freunden und Bekannten unter, wenn sie ihre Wohnung verlassen müssen. Das geht eine Zeit lang gut, schleift sich aber irgendwann ab“, sagt Gärtner, der Leiter des Tagestreffs der Caritas-Wohnungslosenhilfe. Dann kommen sie in die Caritas-Einrichtung an der Lutterbecker Straße, weil sie nicht mehr weiter wissen.
Dass die Zahl der Menschen, die auf der Straßen landen, in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, bestätigt Gärtner. Gestern hatte die Obdachlosenunterkunft 90 Menschen ins Kaplan-Flintrop-Haus zu einer Adventsfeier eingeladen, die Gärtner als Klienten bezeichnet. Darunter waren nicht nur ältere Frauen und Männer, deren Rente nicht zum Leben reicht. Auch Familien mit Kindern und viele junge Frauen und Männer.
„Junge Leute sind von Obdachlosigkeit immer öfter betroffen“, sagt Gärtner. Arbeitslosigkeit, Überschuldung und Trennung seien oft Ursachen des Abstiegs. „Aber es kann jeden von uns treffen“, sagt er. Gärtner wünscht sich für den Tagestreff und seine Arbeit eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung.
Der Tagestreff ist nicht nur letzter Zufluchtsort, er ist auch Anlaufstelle für Menschen wie Familie F. „Wir haben eine eigene Wohnung, sind aber in der Betreuung der Wohnungslosenhilfe“, sagt der arbeitlose Vater, der mit seiner Frau und dem kleinen Töchterchen zur Adventsfeier gekommen ist. „Ab und an sind wir im Tagestreff, um Formalitäten zu erledigen. Und bei Behördengängen werden wir unterstützt. Denn das Amtsdeutsch ist ja kaum zu verstehen“, sagt er.
„Es ist schön, dass es den Treff gibt“, sagt die 48 Jahre alte Gerda. „Die Mitarbeiter haben immer ein offenes Ohr. Das möchte ich nicht missen.“ Frank (47) findet im Tagestreff „alles korrekt“. Der Arbeitslose ist gern dort, obwohl er eine Wohnung auf der Nordstraße hat. „Ist astrein da. Frühstücken, Unterhaltung“, sagt er im Telegrammstil. „Und, dass ich da Wäsche waschen kann.“
Der Treff bietet Angebote zur Grundversorgung, dort können sich Menschen duschen und in einem Spind persönliche Dinge einschließen, sagt Thomas Rasch, Bereichsleiter der Caritas. Er wünscht sich eine mobile Notfallversorgung für die Klienten. Denn oft schämten sich Obdachlose, in ihrem Zustand eine Praxis aufzusuchen. Aber auch neue Möbel für den Treff stehen auf der Wunschliste. Gärtner: „Nach 15 Jahren wird’s Zeit.“
80 Prozent der Klienten haben nicht nur finanzielle Schwierigkeiten, „sie haben auch eine Suchtproblematik“, sagt Gärtner. Umso erfreulicher sei es, „wenn wir es immer mal wieder schaffen, Personen in eine Mietwohnung zu bringen.“ Es gibt aber auch Menschen, die schon länger im Treff sind als Gärtner, der vor elf Jahren dort anfing: „Wir bieten ihnen eine Art Wohnzimmer, dass sie sonst nicht hätten.“