Chaos bei der Terminvergabe Großer Ärger um Impftermine

Mettmann. · Wut und Ärger auf allen Kreisleitungen und bei der RP. Es wird zur Geduldsprobe.

 Auch am zweiten Tag läuft bei der Online-Vergabe der Termine zur Coronaschutzimpfung nicht alles glatt: Angeblich sind von April bis Juli 2020 alle Tage komplett ausgebucht.

Auch am zweiten Tag läuft bei der Online-Vergabe der Termine zur Coronaschutzimpfung nicht alles glatt: Angeblich sind von April bis Juli 2020 alle Tage komplett ausgebucht.

Foto: Valeska von Dolega

(dne/von/tobi) „Ja, tatsächlich! Es hat funktioniert“, freut sich Dieter Hofmann (83) über die Hartnäckigkeit seiner Tochter Bärbel. Einen ganzen Tag hatte sie vergeblich versucht, für ihren Vater einen Impftermin zu vereinbaren. Nichts ging. „Ich habe es gegen 23 Uhr online noch einmal versucht und war erfolgreich. Mein Vater erhält am 6. März die erste Dosis und drei Wochen später die zweite.“

Eine Ausnahme. Viele hundert Senioren über 80 haben dieses Erfolgserlebnis noch nicht gehabt. Sie sind empört und sauer. Ein Mettmanner versuchte, online einen Impftermin zu bekommen. Bis auf die Kalenderseite hat er es geschafft – um dort feststellen zu müssen, dass alle verfügbaren Termine für das Impfzentrum in Erkrath bereits vergeben sind. Die Kassenärztliche Vereinigung Nodrhein bestätigt: Es werden immer nur so viele Termine freigeschaltet, wie Impfstoff sicher verfügbar ist. Nur: Das wird online so nicht kommuniziert.

Deshalb drängte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, CDU, die Leiter der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen am Dienstagnachmittag zur Beichte-Pressekonferenz. Bis in den Mai hinein werde es dauern, alle 80-Jährigen zu impfen, hieß es da. Wer noch keinen Termin bekommen habe, solle es immer wieder versuchen. Ein 90-Jähriger sagtedazu: Er sei jetzt so alt geworden, dass er sich von niemandem mehr veräppeln lassen müsse. Er werde sich nicht impfen lassen. 

Parallel versuchen die beauftragten IT-Dienstleister hektisch, ihre selbst gemachten Fehler zu korrigieren. Nach Protesten ist das Eingabefeld für den per SMS zugesandten Pin nun korrekt sechsstellig. „Es klappte alles wie am Schnürchen“, lobt Bärbel Hofmann. Vollkommen entnervt dagegen ist Louise Wagner, die ebenfalls unterstützt von ihrer Tochter Sophia versucht, einen Termin zu vereinbaren. „Online oder per Telefon ist kein Durchkommen. Das ist sehr frustrierend und wie in einer Bananenrepublik.“

„Uns haben viele Menschen angerufen, die sich beschweren wollten“, bestätigt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Die Telefonhotline war ständig überlastet, die Internetseiten aufgrund des Ansturms nicht erreichbar. Frustrierte Senioren wollten ihrem Ärger beim Kreis Luft machen. „Wir sind allerdings nicht für die Terminvergabe zuständig“, erklärt Daniela Hitzemann weiter. „Alle, die die Möglichkeit haben, einen Termin zu einem späteren Zeitpunkt zu buchen, sollten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen“, erklärte KV-Sprecher Heiko Schmitz.

Der Kreis hofft, dass die Kassenärztliche Vereinigung auch an anderer Stelle nachbessert. „In der Regel haben Angehörige versucht, einen Termin für ihre Eltern oder Großeltern zu vereinbaren“, berichtet Daniela Hitzemann. 15 Prozent versuchten es telefonisch, 85 Prozent via Internet, so die KV.

„Doch pro Mailadresse kann nur eine Person angemeldet werden“, bemängelt die Kreissprecherin. Das sorgt bei Menschen für Probleme, die für beide Elternteile Termine vereinbaren wollen. Und bremst Initiativen, die Senioren helfen möchten.

(dne/von/tobi)