Das Kammerspielchen schließt Ende Februar seine Pforten
Nur gut 25 Zuschauer sehen das Stück „Offene Zweierbeziehung “.
Mettmann. Wenn eine offene Zweierbeziehung in beide Richtungen offen ist, gibt es „Durchzug“. Diese Erfahrung mussten auch Antonia (Nika von Altenstadt) und ihr Mann (Ralph Schicha) machen, die Samstagabend im Kammerspielchen die „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo spielten. Zur Rettung seiner Ehe, in der er sich eingesperrt fühlt, schlägt der Ehemann vor, dass er seine sexuellen Wünsche auch außerhalb der Ehe ausleben darf. Antonia leidet unter den Bettgeschichten ihres Mannes: „Ich möchte aufs Bett geworfen und geliebt werden“, teilt sie ihm verzweifelt mit und droht immer wieder mit Selbstmord. Doch ihr Mann ignoriert ihren Wunsch nach Zuwendung und Leidenschaft.
Mit Wortwitz, Situationskomik und Temperament bringen die beiden auch aus dem Fernsehen bekannten Schauspieler ihre eigenen Ideen und Improvisationen ein und das Publikum zum Lachen. Nika von Altenstadt, die mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik in verschiedene Rollen schlüpft, macht sich dabei auch immer wieder über sich selbst lustig: „Soll ich etwa mit deiner kindlichen Geliebten zum Frauenarzt gehen?“.
Schließlich spielt sie einen Dialog zwischen Antonia und ihrem Sohn, der ihr Mut macht, es ihrem Mann gleich zu tun. Das graue Mäuschen verwandelt sich in eine Frau mit erotischer Ausstrahlung. Als sie erzählt, einen jüngeren Liebhaber gefunden zu haben, macht ihr Mann seine Besitzansprüche geltend: Er spielt ihr Lieder auf der Gitarre vor und schreckt auch nicht davor zurück, sich nur mit einer Leopardenunterhose bekleidet zu zeigen.
Antonia bleibt nun ihrerseits hart, bis der Mann versucht, sich umzubringen. Obwohl das Patriarchat in dem Stück in Frage gestellt und kein Rezept für eine gut funktionierende Ehe gegeben wird, singt der Ehemann am Ende: „Ich liebe dich, so wie du bist!“ — und Antonia stimmt ein. Ralph Schicha, der bereits sein 50-jähriges Bühnenjubiläum feiert, und Nika von Altenstadt erzählen, nachdem sie viel Applaus bekommen haben, dass es ihnen Spaß gemacht hat, in Mettmann zu spielen. Auch, wenn nur gut 25 Zuschauer in das kleine Theater mit Wohnzimmeratmosphäre gekommen waren.
„In den letzten fünf Jahren hat sich an den geringen Zuschauerzahlen nichts geändert“, bedauert Theaterleiter Ernst-Werner Quambusch. Die Verkehrssituation und die direkt vor dem Gebäude vorbeifahrenden Busse hätten die Situation eher verschlechtert. Deshalb wird das Kammerspielchen Ende Februar schließen. Einige seiner Stammkunden, die er alle mit Namen kennt, drückten ihm am Abend ihr Bedauern darüber aus.