Mettmann Jünemanns haben ganz viel rostiges Eisen im Garten

Mettmann. · Das Mettmanner Ehepaar ist großer Fan des Künstlers Anatol.

Dieter und Ingrid Jünemann mit „Der Wächter“ von Anatol.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Bereits in den frühen 70er Jahren fingen Ingrid und Dieter Jünemann an, Kunst zu sammeln, und wenn man heute ihr Haus betritt, ist diese Leidenschaft nicht zu übersehen. Durch einen Galeristen in Braunschweig, ihrem damaligen Wohnort, begegneten sie Werken von Karl-Heinz Herzfeld, der sich selbst Anatol nannte. Unter diesem Namen ist der im Mai verstorbene Künstler weit über die Kunstszene hinaus bekannt.

Dass Anatol von Beruf Polizist war und vornehmlich Verkehrsunterricht an Schulen gab, ist im Düsseldorfer Raum kein Geheimnis. Auch dass er nebenher bei Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, weiß man. Aber dass sein erster erlernter Beruf Schmied war, erstaunte dann doch.

Das Ehepaar Jünemann kann unglaublich viele „Dönekes“ über den Künstler erzählen, denn sie sind des öfteren mit Anatol zusammen gewesen, waren mit ihm befreundet. „Anatol hatte wie Beuys Sinn für hintergründigen Humor“, sagt Ingrid Jünemann. Eine seiner frühen Aktionen war das Einwickeln einer Fliegerbombe (entschärft natürlich) in grobes Sackleinen. Immer wieder war Ziel seiner Kunst der, wenn auch versteckte, Protest. Den Garten der Familie zieren vier Figuren aus rostigem Eisen. Vor allem der „Wächter“ – ein grobschlächtiger Kerl aus Schrott, der seine Aufgabe bisher wohl gut gemeistert hat – beeindruckt. Doch er konnte auch anders. Ingrid Jünemann weist ganz besonders auf Zeichnungen hin, die mit feinster Scriptol-Feder gefertigt und alles andere als grobschlächtig sind. Auch ein Aquarell, dass mit wenigen Strichen eine bezaubernde Landschaft in der Provence vorstellt, dokumentiert wohl die Seite, die man von Anatol nicht so kannte.

Die Jünemanns sind mit
vielen Künstlern befreundet

Sein in der Kunst erlebbares gesellschaftspolitisches Engagement teilte Anatol mit seinem Lehrmeister Beuys. Legendär ist die Protestaktion mit der Fahrt über den Rhein in einem selbst geschnitzten Einbaum. Der Professor war 1973 nach seinem Rauswurf aus der Kunstakademie von Studenten „heimgeholt“ worden. In dem Einbaum ruderte Anatol ihn vom Links- zum Rechtsrheinischen. Ein Foto davon wird von einer Widmung von Anatol geziert.

Die Jünemanns sind mit vielen Künstlern bekannt und befreundet. Man trifft auf Werke von Otmar Alt oder Milan Knizak, der mit schwungvollem Strich ein Porträt der Hausherrin gezeichnet hat, das lebhaft an Matisse erinnert. Auch die bunten Bilder von Otmar Alt nehmen viel Raum in der Sammlung ein. Bekannte Skulpturen von Otmar Alt sind der Turmkater in der Innenstadt von Grevenbroich und Tierplastiken im Allwetterzoo Münster. Sie sind farbenfroh wie die von Niki de Saint Phalle, aber doch eben anders.

Die beiden Jünemanns sammeln aber nicht nur Kunst, sie sind auch sozial engagiert. Ingrid Jünemann ist gefühlt seit „ewigen“ Zeiten im Kinderschutzbund aktiv und ihr Mann Dieter beim Rotary Club.

Nicht ohne Zufriedenheit berichtet er von verschiedenen Projekten, die der Rotary Club Mettmann angestoßen und finanziert hat: So zum Beispiel „Sprache verbindet“, bei dem Flüchtlingskinder, die alleine in Deutschland angekommen sind, unterstützt werden.