Diese Wachleute haben ein offenes Ohr für Flüchtlinge

Die Mitarbeiter der Firma Hectas in Wuppertal, die für das Flüchtlings-Camp an der Seibelstraße zuständig ist, sorgen nicht nur für die Sicherheit. Sie sind auch Sozialarbeiter.

Diese Wachleute haben ein offenes Ohr für Flüchtlinge
Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Nemet Hüseynov (45) und Hani Younes (49) sind Mitarbeiter der Firma Hectas Facility Services in Wuppertal. Zusammen mit sechs anderen Kollegen kümmern sie sich um Sicherheit und Ordnung im Flüchtlingscamp an der Seibelstraße. Dort leben derzeit 140 Menschen. Syrer, Iraner, Iraker, Afghanen, Pakistani, Kurden, Menschen aus Eritrea, Algerien, Marokko, Tunesien und aus Westafrika. Allesamt Männer. „Die unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Ländern bringen es mit sich, dass es hier und da Probleme gibt“, sagt Hüseynov. Doch die Hectas-Mitarbeiter versuchen zu schlichten, zu verstehen und ebenso zu helfen. Eigentlich sind sie auch Sozialarbeiter.

Ihnen kommt zugute, dass sie selbst als Flüchtlinge nach Deutschland kamen und die Bewohner deshalb so gut verstehen. „Ich bin in Aserbaidschan geboren“, sagt denn auch Teamleiter Nemet Hüseynov. 2006 kam er nach Deutschland, 2012 wurde er deutscher Staatsbürger. Er floh aus politischen Gründen. Er arbeitete in seiner Heimat als Kriminalbeamter. „Ich wollte mich nicht dem Regime unterordnen“, sagt er und schweigt. Hani Younes stammt aus Syrien. „Meine Frau ist halbdeutsch-halbsyrisch“, betont er. 2011 kam die Familie nach Deutschland. „Nächste Woche mache ich den Einbürgerungstest“, sagt er und lächelt. Verständigungsprobleme im Camp gibt es keine. Denn: Die Mitarbeiter von Hectas sprechen Arabisch, Englisch, Persisch, Russisch, Türkisch und Deutsch.

„Wir brauchen keinen Dolmetscher“, sagt Hani Younes. Ihre Dienstzeit ist wochentags von 15.30 bis 7.30 und 24 Stunden am Wochenende. Gerade am Wochenende sind sie gefragt. Ab und zu gibt es Randale. Meist sagen die beiden, ist Alkohol im Spiel. „Dann versuchen wir zu deeskalieren, hören zu, bringen die Jungs runter.“ Wenn das nicht gelingt, wird auch schon mal die Polizei alarmiert. Doch das sei die Ausnahme. „Einige wenige Bewohner verstehen die Freiheit nicht richtig. In Deutschland gib es Regeln und daran muss man sich halten, sonst funktioniert das nicht“, sagt Nemet Hüseynov. Aber: „Im Camp ist es in den letzten Monaten ruhiger geworden“, betont er. „Die Bewohner gehen zur Schule, einige arbeiten. Die Jungs brauchen doch ihre Nachtruhe.“

Und wenn die Musik doch mal zu laut ist, schreiten die Hectas-Mitarbeiter ein. Sie haben einen engen Kontakt zur Diakonie und Caritas, kennen die Flüchtlingshelfer und können vermitteln. Doch das ist nicht alles: „Wir übersetzen Briefe und amtliche Schriftstücke, geben Tipps für Behördengänge.“ Ja, und dann ist da noch das Problem mit der Sauberkeit. Oft sieht es schlimm in den Duschen, Toiletten und Küchen aus. Zusammen mit den Hausmeistern beauftragen sie Bewohner, die Einrichtung zu säubern, packen aber auch schon mal selbst mit an.