Drei Urgesteine erklären Heimat

Was bedeutet es, im Kreis zu leben? Diese Frage stellten wir drei Männern, die es wissen müssen.

Foto: Dietrich Janicki

Kreis Mettmann. Heimat ist ein subjektives Gefühl. Es ist verbunden mit Kindheit, mit Emotionen, mit Wohlfühlen. Aber auch mit Geschichte, mit Familie und mit Brauchtum. Wir haben drei Menschen nach ihrer Heimat befragt.

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Friedel Liesenkloß ist Vorsitzender der Bürger- und Heimatvereinigung Aule Mettmanner:

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Als Vorsitzender der Aulen ist Friedel Liesenkloß nah dran an der Mettmanner Heimatgeschichte. Mit ihm ist ein streitbarer Geist am Werk, der sich mit Nachdruck für Projekte engagiert, um den Heimatgedanken hochzuhalten. Dass das nicht immer einfach so gelingt, weiß er auch. Seit Jahren gibt es beispielsweise Diskussionen um ein Denkmal, dass die Aulen gern auf dem Platz vor der Königshof-Galerie sehen würden. Es gibt Widerstände und den Einwand, das geplante Kunstwerk passe nicht zur modernen Architektur.

Altes bewahren oder Neues schaffen: Das ist die Gratwanderung, der sich Heimatvereine stellen müssen. “Viele merken erst, dass etwas fehlt, wenn es zu spät ist und die Dinge verschwunden sind“, glaubt Friedel Liesenkloß.

Dass er damit nicht ganz falsch liegt, zeigen diverse Bauvorhaben in und rings um Mettmann. Immer wieder kommt es vor, dass alte Höfe oder historische Bauten abgerissen werden, weil Investoren andere Pläne haben. „Wir sorgen dafür, dass die Wurzeln nicht austrocknen“, sieht er die Heimatvereine als Fürsprecher all dessen, was man nicht einfach so als „gewesen und irgendwann vergessen“ beiseite räumen sollte.

Alfred Niek ist Baas der Ercroder Jonges:

Wer Alfred Niek kennt, der weiß: Der Baas der Ercroder Jonges lebt das Gefühl von Heimat in allem, was er tut. Sein Geburtshaus in Unterbach hat er nie verlassen, mittlerweile wohnt er dort 77 Jahre inmitten von Gemüsebeeten und Kaninchen. Wer ihn besucht, spürt vor allem eines: Heimat ist der Ort, an dem eine Seele tiefe Wurzeln schlägt. Vor kurzem hat der ambitionierte Heimatforscher sein neustes Werk zur Heimatgeschichte veröffentlicht. Diesmal waren es die „Unterbacher Höfe“, denen er sich in mühevoller Kleinarbeit gewidmet hat. „Das Buch ist immer wieder vergriffen“, freut er sich über die große Nachfrage. Hört man dem Autor zu, wenn er über seine jahrelangen Recherchen plaudert, hat man das Bild lebhaft vor Augen: Alfred Niek klingelt, die Hofbesitzer öffnen die Tür und dann können Unterhaltungen auch schon mal Stunden dauern. Irgendwo ist vor Jahrzehnten ein Bauer von seinem Wagen auf die Mistgabel gefallen und war sofort tot. Eine Eifersuchtsgeschichte endete mit dem Tod der untreuen Ehefrau. All das sind Heimatgeschichten, wie sie nur jemand erzählen kann, der überall gut zuhört. Ein neues Buch ist übrigens in Arbeit. Diesmal nimmt Alfred Niek alte Traktoren ins Visier.

Willi Münch ist Ehrenvorsitzender des Wülfrather Heimatbundes

Nein, geboren ist er nicht in der Stadt, die für ihn Heimat ist. Es war Wuppertaler Luft, die Willi Münch in seinen ersten Lebenstagen atmete. Eine Erfahrung, die er mit vielen Wülfrathern teilt, deren Mütter damals nur zwei Alternativen hatten: Hausgeburt oder eben die Wuppertaler Landesfrauenklinik.

Irgendwann stellte es sich jedoch ein, dieses tiefe Heimatgefühl. „Wegziehen kam mir nicht in den Sinn“, verrät der ehemalige Kulturamtsleiter. Im Gegenteil: Als Leiter des Niederbergischen Museums tauchte er ganz tief ein in die Heimatgeschichte. Bis heute ist der 84jährige als Denkmalbeauftragter aktiv, seine Liebe zur Heimat hat mehrere heimatgeschichtliche Werke gefüllt.

„Es ist schon traurig, dass sich Dinge im Stadtbild verändern“, gesteht er, dass ihm nicht alles gefällt, was als moderne Errungenschaft gepriesen wird. Vor allem die Gegend um den Krappsteich habe ihren dörflichen Charakter verloren. „Ich bin froh, dass wir den alten Kirchplatz retten konnten“, freut er sich. Und dann sagt er noch etwas, dass wohl jeder nachvollziehen kann, der irgendwo tief verwurzelt ist: „Heimat ist eine Gefühlssache“.