Düstere Aussichten für Zeittunnel
Wer will für den gealterten Besuchermagneten zahlen, der sowohl Stadt als auch Kreis nützt? Jeder ein bisschen — aber wohl keiner genug.
Stadt und Kreis gehen aufeinander zu. In diesen Tagen laufen Gespräche zur Finanzierung des Zeittunnels. Die Frage ist: Können sich beide am Ende die Hand reichen und die Zukunft des Aushängeschildes sichern, das sowohl Wülfrath als auch der Kreis stolz vor sich hertragen? Bislang haben beide Seiten relativ klar abgesteckt, wie weit sie gehen wollen. Dass sie sich wirklich in der Mitte treffen, kann im Moment keiner so recht für realistisch halten.
Wülfraths Kämmerer Rainer Ritsche ist das mahnende Gewissen, wenn es um die städtischen Finanzen geht: „Ich sage: Vorsicht! Zusätzliche Investitionen ziehen höhere Betriebskosten nach sich.“ Für 2015 erwartet die Stadt rund 120 000 Euro an Betriebskosten für den Tunnel. Viel mehr kann und will sie nicht ausgeben.
In diese Richtung deutet auch Bürgermeisterin Claudia Panke. Zum jetzigen Zeitpunkt will sie kein offizielles Statement abgeben, verweist wohl aber auf den grundsätzlichen Beschluss, die Betriebskosten des Zeittunnels zu senken.
Ein Drahtseilakt, zumal die laufenden Kosten, die die Ausstellung verursacht, nur so niedrig gehalten werden können, weil 40 Ehrenamtler den Betrieb garantieren. Ohne dieses Fundament wäre das Kartenhaus schon längst in sich zusammengefallen.
Doch auch wenn man die Helfer als gegebene Konstante einkalkuliert, wird es eng in Sachen Betriebskosten. Kommt die Modernisierung und Erweiterung des erdgeschichtlichen Museums, die etwa drei Millionen Euro kosten soll, dann soll das Touristenziel auch ganzjährig öffnen. Für Kämmerer Ritsche steht fest: Dann kommen auf jeden Fall höhere laufende Kosten auf die Stadtkasse zu. „Die jetzigen Betriebskosten können wir gerade so tragen. Mehr nicht.“
Woher also nehmen? Da schielt Ritsche in Richtung Kreis. Dass diesem auch am Zeittunnel gelegen ist, ist kein Geheimnis. Im Tourismuskonzept Neanderland ist der Tunnel einer der wichtigen Bausteine. Ritsche: „Wenn wir uns als Kreisgemeinschaft verstehen, brauchen wir auch die entsprechenden Einrichtungen dazu. Nicht nur die Broschüren.“ Die Stadt will also nur investieren, wenn die laufenden Kosten gedeckt sind.
Und der Kreis? „Die Basis für eine finanzielle Hilfe ist, dass sich der Träger um die Betriebskosten kümmert“, sagt Landrat Thomas Hendele. „Mehr als eine einmalige Investition kann der Kreis nicht leisten“, sagt Hendele, wohlwissend, dass dann auch andere Städte die Hand aufhalten würden. Aber ist der Zeittunnel nur eine von vielen Attraktionen des Kreises? Hendele antwortet: „Er ist eine von vielen und trotzdem herausragend.“
Ohne einen weiteren Investor kann es also nicht funktionieren. Vor einer Förderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) schreckt Kämmerer Rainer Ritsche zurück: „Wir würden uns dann 20 weitere Jahre zur Öffnung des Zeittunnels verpflichten.“ Das kennt die Stadt schon.
Der Tunnel wurde 2003 mit Fördergeldern eröffnet. Würde er heute schließen, müsste Wülfrath 670 000 Euro zurückzahlen.
Allein deswegen ist es nicht verwunderlich, dass die Ausstellung am 29. März wieder für die Besucher öffnet. Diese kommen in immer kleineren Mengen (siehe Kasten). Nicht modernisieren ist eben auch gefährlich. Für eine kulturelle Einrichtung wäre das nach fast zwölf Jahren ohne sichtbare Veränderung der Tod auf Raten.
Beim Gespräch über den Zeittunnel hört man in der letzten Zeit immer wieder Sätze wie: „Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit“ oder „Jetzt muss einer die Hosen runterlassen“. Das muss in diesem Jahr passieren, die Zeit des Pokerns ist vorbei.