Eine Galerie für Berliner Kunst
Rolf Heitmann will in der Alten Fabrik jungen Künstlern aus der Hauptstadt ein Sprungbrett bieten — auf 450 Quadratmetern.
Mettmann. Lässig lehnt sich Rolf Heitmann an eine Säule. Ihn umweht nicht nur das Flair des Künstlerfreunds, ihn umweht ganz nüchtern Staub. Handwerker schleifen den Boden der zweiten Etage in der Alten Fabrik.
Es ist diese Mischung von morbidem Industrieschick und aufkeimender Bohème, die trotz Baustelle schon jetzt erahnen lässt, dass es keinen besseren Platz für eine ambitionierte Galerie gibt, als das Haus an der Elberfelder Straße 81. „Art Galerie In Time“ ist der Name.
„Was hier entsteht, gibt es nicht in Düsseldorf, nicht in Köln“, sagt Heitmann. Er will eine Idee aus Berlin ins Rheinland transferieren. „Das funktioniert. Sicher“, sagt er, der weit Gereiste, der viel Kunst gesehen hat. Nun will er „bezahlbare zeitgenössische Kunst“ an den Mann bringen.
Heitmann ist 66 Jahre alt. Kunst war nicht seine Profession. Er war in der Bekleidungsbranche tätig, war Gesellschafter und Geschäftsführer zum Beispiel in der Steilmann-Gruppe, hatte Ende der 90er Jahre ein eigenes Unternehmen gegründet. Seit rund zwei Jahren hat er der Bekleidungsindustrie den Rücken gekehrt.
Der gebürtige Kölner hat lange in Ratingen gelebt, neuerdings tut er dies in Hochdahl. In Mettmann hat er die Immobilie entdeckt, „die ich für meine Galerie brauchte“. Als er die Halle gesehen hatte, ist alles schnell gegangen. „Das war ein Tag“, sagt er. Der Mettmanner Bauverein als Vermieter „war von der Idee überzeugt“, erklärt Heitmann.
Ein Berliner Galerist habe die Idee entwickelt und setze sie mit Erfolg um. Mit ihm kooperiert Heitmann. Die wirtschaftlichen Nöte aufstrebender Talente sind der Ausgangspunkt. Ihnen will der Galerist die Chance geben, sich zu entwickeln, ohne den eigenen Namen zu belasten, indem Werke unter Wert in kleinen Galerien verkauft werden.
„Der Berliner erwirbt von einem Künstler rund 30 Bilder im Jahr. Das sichert ihm das Überleben. Die Bilder wiederum werden nicht Originalnamennamen in der Galerie offeriert“, erläutert Heitmann. So habe der Künstler ein Auskommen, verbaue sich aber keine Zukunftschancen.
30 bis 35 Künstler aus dem Großraum Berlin sind laut Heitmann im „Pool“. 60 bis 70 Werke wird er in der Alten Fabrik ab dem 14. Dezember zeigen (Vernissage: 19 Uhr). Etwa alle sechs Wochen soll es neue Ausstellungen geben. Die Bilder kosten zwischen 500 und 1500 Euro. „Die Qualität ist hoch. Das bestätigen Experten“, versichert Heitmann.
Auf rund 450 Quadratmetern werden die gegenständlichen und abstrakten Bilder gezeigt. In der Kühle einer Industriehalle mit ihren großen Fensterfronten und der roh und grob wirkenden Stahl-Beton-Decke werden die Kunstwerke sicher farbige Akzente setzen — so wie der Galerist Rolf Heitmann in der Mettmanner Kunstszene.