Eltern-Fragebogen ist manipulativ

Zu: „Mettmanns Schullandschaft steht auf dem Prüfstand“ vom 2. Juni.

Der Fragebogen der Stadt Mettmann suggeriert Wahlfreiheit, ist jedoch höchst manipulativ, einseitig und offenbart die Fantasielosigkeit von Politik und Verwaltung. Abgefragt werden drei „Varianten“; bei jeder Variante wird an zwei Gymnasien in Mettmann festgehalten. Dazu kann man dann eine Schulform hinzuwählen: Real-, Gesamt- oder Sekundarschule. Die Sekundarschule ist bereits vor einigen Jahren gescheitert, weil nicht genügend Anmeldungen zustande kamen. In Velbert haben sich vor kurzem bei einer ähnlichen Befragung nur noch 0,5 Prozent für diese Schulform ausgesprochen.

Dort, wo Sekundarschulen errichtet wurden, sind die Anmeldezahlen vielfach stark rückläufig oder zumindest schwankend. Der Nachteil dieser Schulform ist wie bei der Gesamtschule: Für Kinder, die das Gymnasium nach Klasse 7 verlassen müssen, sind diese sog. „Schulen des längeren gemeinsamen Lernens“ nicht offen. Es werden also nach Klasse sieben so ziemlich alle Kinder, die es auf dem Gymnasium nicht geschafft haben auspendeln müssen. Sollte die Realschule neben den Gymnasien bestehen bleiben, müssen die Hauptschüler auspendeln. Nebenbei stellt sich hier die Frage, warum die Hauptschule überhaupt geschlossen wird.

Auch hier lohnt ein Blick auf die Stadt Velbert: Die weiter existierende Hauptschule hat 560 Schüler und platzt aus allen Nähten. Bleibt noch die letzte Variante: Bei zwei Gymnasien und einer Gesamtschule würde Mettmann über zu viele Plätze in der Oberstufe verfügen, es gibt nicht genügend Schüler dafür.

Fazit: Alle drei Varianten, die von der Stadt Mettmann den Eltern vorgeschlagen werden, taugen nichts! Wie wäre es denn mit Variante 4: Erhalt der Realschule (wegen hoher Anmeldezahlen), Gründung einer Gesamtschule (die zu Beginn der Klasse fünf ein Drittel Hauptschüler aufnehmen muss) und Schließung eines Gymnasiums. Hier traut sich die Politik aber nicht ran wegen zu erwartender Elternproteste und stürzt sich dann lieber auf das vermeintlich schwächere Glied in der Kette , nämlich auf die Realschule.

Interessant wäre auch Variante 5: Rückkehr zum gegliederten Schulsystem von Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Dafür spräche, dass die Gymnasien nicht ohne die anderen Schulen existieren können, ohne dass es dabei zu Qualitätsverlusten kommt. Fragt man sich, warum die Vorschläge der Stadt untauglich sind, so hat sie die Antwort im Vorwort zum Fragebogen selbst gegeben: Man hat schlicht die Experten nicht gefragt, nämlich Schulleiter und Lehrer! Bei dem Fragebogen geht es nicht um Wahlfreiheit, sondern darum politische Vorstellungen durchzudrücken und demokratisch zu garnieren.

Uwe Heidelberg,

Mettmann

Leserbriefe stellen nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion dar. Kürzungen bleiben vorbehalten. Anonyme Zuschriften können leider nicht berücksichtigt werden.