Ende eines Traums in Saal 4

Das Amtsgericht Mettmann hatte am Samstag zum Tag der offen Tür eingeladen.

Mettmann. Als Thomas Künzel die Zellentüren weit öffnet, wird geflachst. „Machen sie aber nicht hinter uns zu“, oder „Wir kommen aber auch wieder raus, ja?“, heißt es, begleitet von Lachen. Die Stimmung in der Besuchergruppe des Zellentraktes ist viel lockerer, als sie üblicherweise bei den Menschen ist, die diesen Teil des Mettmanner Amtsgerichtes betreten. Denn es sind tatsächlich nur freiwillige Gäste, die sich von Künzel, dem Direktor des Gerichts, am Tag der offenen Tür durch „seine“ Justizräume führen lassen.

Direkt vom Gefangenentransporter, der hinter dem Gerichtsgebäude parkt, geht es durch Gänge und Treppenhäuser. Vorsicht bei den sogenannten Sicherheitsriegeln, denn mit diesen können die Wachtmeister per „Knopfdruck“ Alarm auslösen.

Nach den Vorführzellen, in die die Zeugen oder Angeklagten gebracht werden, erreicht die Gruppe die modern eingerichteten Sitzungssäle. Schließlich wurde das Gebäude erst im vorletzten Jahr eingeweiht — und unter speziellen psychologischen Gesichtspunkten gestaltet. So sitzen die Menschen im Saal des Familiengerichts an einem runden Tisch. „Erfahrungswerte zeigen, dass die Kommunikation zwischen zerstrittenen Parteien in einer Runde besser abläuft als frontal“, erklärt Künzel, der seit Januar 2010 Direktor in Mettmann ist.

Neben dem Rundgang haben sich die Juristen noch etwas anderes einfallen lassen: Drei Schauverhandlungen finden am Tag der offenen Tür statt. Sie stoßen auf reges Interesse. Schon bei der ersten, „Der geplatzte Traum vom Eigenheim“ genannt, drängen die Besucher in Saal 4. Dort sehen sie die Zwangsversteigerung eines Häuschens mit Einliegerwohnung. Für 160 000 Euro wechselt es schließlich den Besitzer.

„Zwangsversteigerungen sind leider ein sehr aktuelles Thema“, sagt Rechtspfleger Jochen Eidam, der diesmal einen Vertreter der Banken spielt. Denn natürlich handelt es sich nicht um einen echten Fall. Eidam gibt genau so den Schauspieler wie Künzels 14-jähriger Sohn Philipp als Unfallopfer im danach gezeigten Strafprozess „Der Drängler“.

Der Tag der offenen Tür lohnt sich nicht nur für die Gäste. „Wir wollen Aufklärungsarbeit leisten, damit die Menschen sich ein Bild von unserer Arbeit machen können“, sagt Künzel. Das kommt an.

Zum Beispiel bei Horst Thus aus Heiligenhaus, der die Möglichkeit nutzt, neue Eindrücke zu gewinnen. „Das neue Gebäude ist so anders, als ich es mir vorgestellt habe, toll. Man hat ja alte Vorstellungen von einem Gericht, aber hier ist es angenehm“, sagt er. Lediglich auf seine Frage, woher der Peterwagen seinen Namen hat, wartet Thus noch auf eine Antwort.

Auch Familie Kliss hofft auf viele Impressionen. Es sei gut, dass man einen Blick hinter die Kulissen werfen könne, sagt Mutter Sabine, während Tochter Monika schon sehr gespannt ist auf ihren ersten Prozess.