Erkrath: Einzelhandel - „Wer neu ist, hat es schwer“
Zwischen vielen Leerständen sind einige Händler optimistisch: „Es geht wieder bergauf.“
Erkrath. Viele Einzelhändler mussten auf der Bahnstraße schließen, Saskia Zoll macht ein neues Geschäft auf. "Antizyklisch", nennt die Selbstständige das und lächelt. Am Donnerstag eröffnete sie ihre Boutique für Marken-Männerbekleidung mit dem Namen "Männerkram" an der Bahnstraße 29.
Doch wirklich ins kalte Wasser springt Zoll mit ihrer Neueröffnung nicht. Schließlich ist sie auf der Bahnstraße mit ihrem Damenbekleidungs-Geschäft in der kleinen Einkaufspassage eine feste Adresse - seit 13 Jahren.
Ständig kommen Leute in den neuen Laden, gratulieren der Inhaberin und schauen sich um. Auf 30Quadratmetern stehen zwischen Marken-Jeans Alkohol, Porsche-Bücher und Geweihe - Männerkram halt. "Meine Stammkunden kommen von überall her", kann Zoll selbstbewusst über ihre Stellung in Alt-Erkrath sagen.
Sie muss jedoch gestehen: "Wer ganz neu in Erkrath und nur auf Laufkundschaft angewiesen ist, hat es sicherlich schwer."
Zurzeit konzentrieren sich die Leerstände an der Bahnstraße auf den Bereich außerhalb des neuen "Besucherbogens". Der ist durch die Eröffnung des Bavier-Centers entstanden.
Zwischen Kreissparkasse und dem neuen Einkaufscenter ist die Fußgängerzone deutlich belebt, das restliche Stück der Bahnstraße wirkt dagegen ausgestorben. Eine Kinderboutique und ein Schuhgeschäft verschwanden zuletzt.
Bald kommt voraussichtlich ein weiterer Leerstand dazu. Das Spielzeuggeschäft zieht in das Ladenlokal der ehemaligen Postfiliale am Bavierplatz. "Wir brauchen mehr Raum für unsere Ware", sagt Verkäuferin Elke Karkowski.
Mit dem Standort Bahnstraße könne das Geschäft "eigentlich zufrieden" sein. Auch hier halten vor allem die Stammkunden den Laden am laufen.
Negativer beurteilt Christa Clemens von "Mode Clemens" die Situation vor Ort. Seit zehn Jahren hat sie ihr Geschäft an der Bahnstraße.
Die Laufkundschaft, so ihr Eindruck, werde immer weniger. Sie findet: "An der Bahnstraße muss sich was tun. Es fehlen Fachgeschäfte." Wenn sie nichts ändere, werde es schwierig für ihren Laden.
"Seit das Bavier-Center da ist, hat sich die Kundenfrequenz bei mir verdoppelt", kann dagegen Birgit Aehling in ihrem Haushaltswarenladen verkünden. Vor zwei Jahren zog sie aus der Passage in ein Ladenlokal.
Denn: Nachdem Otto Mess die ehemalige "Otto-Mess-Passage" verlassen hatte, litt der Durchgangsverkehr darunter. Erst war Aehling am neuen Standort zufrieden - bis zur Schließung von Hertie. "Die Kundenfrequenz wurde immer schlechter. Jetzt geht es wieder bergauf."
Aktuell diskutiert die Politik darüber, ob sich die Ansiedlung des Discounters "Penny" am Bahnhof negativ auf die Umsätze entlang der Einkaufszone auswirken könnte. Ladeninhaberin Aehling glaubt: "Wenn Penny kommt, ist das nicht schlecht. Das lockt mehr Leute nach Alt-Erkrath."