Erkrath: Herr Doktor ist wieder da
Das Gemälde des bekannten Erkrather Arztes Johann Heinrich Bongard kann frisch restauriert aufgehängt werden.
Erkrath. Adrett sieht er aus, der junge Mann in Öl auf Leinwand. Frisch herausgeputzt und beinahe so, als wäre gerade erst die Farbe auf der Leinwand getrocknet. Dabei ist es geschätzte 200 Jahre her, dass sich Johann Heinrich Bongard porträtieren ließ. Wer der Maler war, wird für immer sein Geheimnis bleiben.
"Wir wissen es einfach nicht", räumt Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer ein. Sie hatte das wertvolle Gemälde gehütet, bis es vor einem halben Jahr zur Reinigung ins Düsseldorfer Restaurierungszentrum geschickt wurde. "Es hatte sich über die Jahrhunderte hinweg eine Schicht auf der Farbe gebildet. An manchen Stellen drohte sie abzuplatzen. Außerdem war der Rahmen in Mitleidenschaft gezogen worden", erklärt die Archivarin, warum es so dringend nötig war, das gute Stück einem Restaurator zu überlassen.
Um die finanziellen Mittel, die dafür nötig waren, hatte sich Erika Stubenhöfer selbst gekümmert. "Ich bin auf einer Tagung auf eine Finanzierungsmöglichkeit durch das Land NRW gestoßen. 80 Prozent der Summe wurden übernommen", verrät sie. Wie hoch die Kosten waren, darf sie allerdings nicht sagen. "Die übrigen 20 Prozent kommen aber aus dem Archivhaushalt", fügt sie hinzu.
Jedenfalls sind nun die Zeiten, in denen einer der berühmtesten Erkrather Söhne in schützender Noppenfolie verpackt im Archivkeller verstaut werden musste, endlich vorbei. Das Gemälde wird zukünftig im Besucherraum des Stadtarchivs hängen und an ein Leben erinnern, das Spuren hinterlassen hat.
Denn der in Erkrath geborene Bongard war nicht nur ein renommierter Augenarzt mit Patienten, die aus aller Herren Länder kamen. Der wohlhabende Sohn eines Chirurgen war auch Armenarzt und reiste in seinen Mußestunden gerne durch die Welt, um danach seine Erlebnisse aufs Papier zu bringen. Erst im vergangenen Jahr wurden seine Tagebücher einer Londonreise transkribiert und als Sonderdruck der Düsseldorfer Jahrbücher veröffentlicht.
Auch das Neandertal hatte es dem Weltenbummler offenbar angetan, so dass er in einer Schrift von 1835 von seinem Ausflug in die Neanderhöhle berichtete. "Hier stehen wir, mein Freund, auf der östlichen Höhe dieses Tales, und dort siehst du das kleine Dorf mit den beiden Kirchen liegen", schrieb er darin über Erkrath, das damals nicht mehr als 640 Einwohner hatte.
Im Jahre 1857 starb Bongard, der auf dem Porträt etwa 30 Jahre alt gewesen sein dürfte. Die Uniform wird übrigens den Lützowschen Jägern aus den Freiheitskriegen gegen Napoleon zugeordnet. "Der Maler war vermutlich französisch beeinflusst. Darauf lässt die Locke auf der Stirn schließen, die man oft bei Bildnissen von Napoleon sehen konnte", weiß Erika Stubenhöfer.