Erkrath: "Lobis" - Leiden haben ein Ende

Die Vorsitzende des Erkrather Vereins übernimmt ein Pferd, das vom 80 Jahre alten Ex-Besitzer jahrelang misshandelt worden war.

Erkrath. Wäre "Lobi" ein Dackel, sein Blick stände für die sprichwörtliche Treue in der Pupille. Aber auch in Verbindung mit über 1,50 Meter Schulterhöhe und vier Hufen signalisieren die braunen Augen Zutrauen. Was verwundert. Denn der 20 Jahre alte Holsteiner Wallach hätte tausend Gründe, den Wesen mit dem aufrechten Gang gegenüber misstrauisch bis zum Äußersten zu sein.

Immerhin hat ihn ein Vertreter dieser Spezies, ein 80 Jahre alter Mann, derart schlecht behandelt, dass der Erkrather Tierschutzverein vor zwei Wochen aufs Pferd gekommen ist.

Vorsitzende Tamara Pelleter nennt zwar Ross, aber nicht Reiter: "Der Mann ist schwer krank, und er ist sich keiner Schuld bewusst." Wichtiger als die Forschung nach Motiven, die den Greis dazu brachten, "Lobi" zu verprügeln, das ausgebildete Springpferd wie ein sprichtwörtliches Stück Vieh über Hindernisse zu schinden, ist Pelleter die Zukunft des Braunen.

"Der Schlachter war schon da, um ihn abzuholen, der Amtsveterinär bereits informiert worden. Als der Tierschutzverein ihn übernommen hat, war ,Lobi’ völlig ungepflegt und mager. Seine Arthrose war nicht behandelt worden, sein Fell war stumpf. Eine Wurmkur war nie gemacht worden", erzählt die 39-Jährige. Dieser elende Anblick eines Pferdes hat sich bereits nach zwei Wochen intensiver Betreuung in ein vorzeigbares Exemplar seiner Gattung verwandelt.

Könnte "Lobi" menschlich fühlen - er könnte sein Glück vermutlich kaum begreifen. 20 Jahre lang kannte das Tier nur die Enge seiner Box, jetzt lernt es auf seine alten Tage noch das Abenteuer Weide kennen. "Er steht jetzt beim Reit- und Fahrverein in der Bibelskirch in Hilden", so Pelleter. Dort wird "Lobi" gehätschelt und getätschelt. "Die Mitglieder tun alles für ihn." So wird ihm ein spezielles Seniorenfutter mit Aufbaustoffen serviert, das sein Fall bereits zart glänzen lässt. "Er fängt an zu quieken, wenn er mich sieht. Das Pferd blüht in seiner neuen Umgebung richtig auf."

Geritten wird "Lobi" immer noch - jedoch nicht mehr mit Kaltstart in viele zu hohe Hindernisse hinein, sondern mit der Option zum "Blümchen pflücken". Pelleter meint, dass der rüstige Senior durchaus noch einige Jahre vor sich hat. "Das Ziel ist, ihn auf eine Weide zu stellen und ihm da sein Gnadenbrot zu geben. Darauf bereiten wir ihn zurzeit vor."

Völlig wolkenlos spannt sich der Himmel allerdings nicht über das Happy-End: 330 Euro kostet der Pensionsplatz in Hilden. "Ich habe bereits Privatgeld investiert. Das ist aber auf Dauer nicht machbar", so Pelleter. Der Tierschutzverein sei daher dringend auf Spenden für "Lobi" angewiesen.