Erkrath: „Modernes Ungetüm“ am Mittelalter-Bau
Brandschutz: Die Bewohner von Gut Schlickum sind verärgert. Am historischen Haus gibt es neuerdings eine große, stählerne Fluchttreppe.
Erkrath. "Lustig finde ich das wirklich nicht", schimpft Helga Döge. "Schließlich steht das Ungetüm fest verankert direkt auf meiner Terrasse." Was die Frau derart aus der Fassung bringt, ist die äußere Fluchttreppe, die seit etwa zweieinhalb Wochen einen Teil des mittelalterlichen Guts Schlickum schmückt.
"Mag ja sein, dass die Treppe aus Gründen des vorbeugenden Brandschutzes unvermeidbar war", sagt Helga Döge. "Aber musste es ein solch hässliches Konstrukt werden, das meine Terrasse und meinen Blick nach draußen derart verschandelt? Zumal vorher mit mir niemand gesprochen hat. Ich wurde plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt."
Tatsächlich war die Wohnanlage im historischen Ambiente bisher für einen Brand nicht ausreichend gesichert. Bewohner aus den oberen Geschossen hätten nur mit Mühe und Not gerettet werden können. Zwar wurde das Areal vor 30 Jahren kernsaniert, aber damals spielten Gedanken zum vorbeugenden Brandschutz eine eher untergeordnete Rolle.
"Das hat sich zum Glück geändert", sagt Erkraths Kämmerer Heribert Schiefer. "Und da hier etwas passieren musste, haben Feuerwehr und Bauordnungsamt den Eigentümer klar aufgefordert, den gesetzlichen Vorgaben nachzukommen."
Wie Besitzer beziehungsweise Architekt das Ganze umgesetzt haben, "steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber das ist nicht unsere Sache". Fakt sei allerdings, so Schiefer, "dass eine solche Fluchttreppe funktional sein muss".
Eine Aussage, für die Helga Döge zwar Verständnis hat, die sie aber nur wenig tröstet. "Wenn ich draußen bin, blicke ich auf diese Stahltreppe. Wenn ich aus dem Esszimmer schaue, blicke ich auf diese Stahltreppe. Davon abgesehen, dass es in meiner Wohnung viel dunkler geworden ist, weil das Ungetüm vor den Fenstern das Licht wegnimmt."
Dass die Treppe auch bei den anderen Bewohnern alles andere als Freude hervorruft, bestätigt Barbara Henkys. Sie ist Maklerin und hat regelmäßig auf Gut Schlickum zu tun.
"Die Leute sind alle bedient", erzählt sie. "Denn die Art und Weise, wie die Treppe angebracht ist, beeinträchtigt nicht nur das Wohngefühl, sondern sie ist auch noch hässlich und eines solch prachtvollen Baus nicht würdig."
Der Besitzer, auf dessen Geheiß hin die Fluchttreppe installiert worden ist, war nicht zu erreichen. Er ist im Urlaub.