Erkrath: Zimmermann stellt die Öfen ab

Wirtschaft: Das Traditionsunternehmen schließt am 15. Januar 2011. Davon betroffen sind 106 Mitarbeiter.

Erkrath. "Keine Ahnung. Im Moment weiß ich absolut nicht, wie es weitergehen soll", sagt Mahmoud El-Soudani. "Ich bin seit 20 Jahren in dem Betrieb, hatte mein Auskommen. Und jetzt? Ich empfinde völlige Leere." Der 43-jährige Produktionshelfer kann noch gar nicht fassen, was die Chefetage der Zimmermann GmbH & Co. KG ihm und seinen 106 Kollegen soeben mitgeteilt hat: Zum 15. Januar nächsten Jahres wird das Traditionsunternehmen an der Max-Planck-Straße den Betrieb einstellen.

"Als Grund für das Aus hat uns Geschäftsführer Lukas Werner die schlechte Auftragslage genannt", erklärt Betriebsratsmitglied Michael Schenk (53). "Außerdem seien unsere Produktionsanlagen veraltet. Sie müssten dringend saniert oder für einen zweistelligen Millionenbetrag sogar neue angeschafft werden."

Dass die Geschäftslage nicht rosig ist und das mittlerweile zum Lieken-Konzern gehörende Unternehmen mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat, sei bekannt gewesen, bestätigt Schenk, der als 53-Jähriger selbst in eine ungewisse Zukunft blickt. "Allerdings ist uns erst bei einer Betriebsversammlung im Herbst mitgeteilt worden, dass der Pachtvertrag für das Firmengelände um weitere zehn Jahre verlängert wurde und sich in den nächsten zwei Jahren niemand Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen muss."

Ein Trugschluss, der Yussuf Barrou besonders hart trifft. Früher arbeitete der 52-Jährige bei Zimmermann als Hausmeister, zuletzt in der Verpackung. "Ich habe fünf Kinder", sagt er und schüttelt dabei verzweifelt den Kopf. "Und meine Frau ist bislang nicht arbeiten gegangen, weil sie sich um den Nachwuchs kümmert."

Sich keinesfalls unterkriegen lassen, lautet die Devise von Mahmut Yilmaz. Auch wenn der 23-Jährige erst im Dezember bei Zimmermann begann, "ist es für mich sehr, sehr bitter, das Ende der Anstellung schon wieder vor Augen zu haben. Allerdings bin ich im Gegensatz zu vielen Kollegen noch jung."

Die Folgen der Schließung für die Belegschaft möglichst gering zu halten - das ist nun das Ziel von Betriebsrat und Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). "Wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen", erklärt der NGG-Geschäftsführer für die Region Düsseldorf-Wuppertal, Dieter Schormann.

Außerdem, so der Gewerkschafter weiter, "werden wir die Begründung der Geschäftsführung durchleuchten. Und die Frage stellen: Wurde genug getan, um die Arbeitsplätze gegen all dieses Ungemach zu schützen? So, wie es sich derzeit darstellt, hat sie das nicht getan", so Schormann, der natürlich weiß, "dass die Schließungspläne nicht auf dem Mist von Lukas Werner gewachsen sind", sondern von "ganz oben", aus der Lieken-Zentrale, kommen, die gestern zu keiner Stellungnahme bereit war.

Wie plötzlich das Aus kommt, beschreibt Bürgermeister Arno Werner. "Wir sind auch erst am Wochenende informiert worden - allerdings nicht von der Geschäftsführung. Der Betriebsrat hat sich gemeldet."

Für die Stadt sei es natürlich schlimm, wenn solch ein Traditionsunternehmen seine Pforten schließt. "Am schlimmsten aber ist das Ganze für die Mitarbeiter, die größtenteils nicht wissen, wie es weitergeht", so Werner.