Erkrath: Zwischen Pflege und Fällung

360 Bäume sollen gefällt werden, weil sie nicht verkehrssicher sind. Die Politik will erst einmal ein zweites Gutachten.

Erkrath. 1.600 Bäume an Erkraths Waldrändern sind nicht mehr verkehrssicher. 360 von ihnen müssen innerhalb der kommenden vier Wochen gefällt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Nürnberger Baumpflege GmbH, die im Auftrag der Stadt 20.000 bis 30.000 so genannte Waldrandbäume einer visuellen Prüfung unterzogen hat.

Anfang Oktober hatte Tiefbauamtsleiter Heinz-Peter Heffungs im Planungsausschuss über die Ergebnisse dieses Gutachtens berichtet. Dessen Mitglieder beschlossen daraufhin, eine Ortsbegehung zu vereinbaren und auf einer Sondersitzung am Montag das Thema "Waldrandkontrolle im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht" erneut zu diskutieren.

Und nicht nur das. Der Ausschuss hat darüber hinaus auch einen Beschluss gefasst, der die Fällung auf vorerst unbestimmte Zeit verschiebt. Stattdessen soll die Verwaltung diejenigen der untersuchten Flächen ermitteln, auf denen für die Stadt keine Verkehrssicherungspflicht besteht.

Es sollen dort weder Fällung noch weitere Kontrollen durch externe Sachverständige durchgeführt werden. "Der Förster muss darauf achten, ob in diesen Randbereichen Gefahrenbäume stehen oder nicht", sagte Peter Knitsch (Grüne), der die Stadt nicht in der Verpflichtung sieht, auf Wald- und Wanderwegen für die Verkehrssicherheit zu sorgen.

Er zitierte ein Urteil des Landgerichts Saarbrücken vom 3. Oktober dieses Jahres, das die Rechtsauffassung vertritt, wonach auf ausgewiesenen Waldwanderwegen grundsätzlich keine Verkehrssicherungspflicht für wald- und naturtypische Gefahren besteht. "Auch auf öffentlichen Wegen gibt es keine Verkehrssicherungspflicht. Wir verheben uns, wenn wir das ausdehnen, was von uns gefordert wird", sagte Peter Knitsch. "Es bleibt ein Restrisiko - aber das gibt es im Leben überall."

Anders stelle sich die Sachlage bei den Wandrandbäumen dar, die an Verkehrsstraßen stehen und drohen, auf die Fahrbahn zu fallen. Die sollen noch einmal im Detail betrachtet werden, gegebenenfalls soll auch ein zweites Gutachten zu diesen Bäumen erstellt werden. Ihre Fällung sei aber zu vermeiden, stattdessen sollen pflegerische Maßnahmen bevorzugt werden. Und: "Bevor keine weitergehende Betrachtung der Bäume vorliegt, darf die Stadt keine Bäume fällen", heißt es in dem Beschluss.

"Muss das Kind erst in den Brunnen fallen?", fragt Heinz-Peter Heffungs, der die Stadt im Gegensatz zu der Mehrheit der Poltiker in der Verpflichtung sieht, die Bäume zu fällen. "Wir müssen unserer Verkehrssicherungspflicht intensiver nachkommen. Es kann nicht die Lösung sein, dass wir die Wäldchen sich selbst überlassen."

Er kündigte an, jegliche Verantwortung im Falle eines Unfalls abzulehnen und ein entsprechendes Schreiben an seinen Verwaltungschef, Bürgermeister Arno Werner, aufzusetzen. Heffungs: "Wenn ein Gutachter sagt, dass Gefahr in Verzug ist, sind wir gefordert."