Erzieher wollen lange streiken
Rund 300 Verdi-Mitglieder demonstrierten gestern auf dem Marktplatz für mehr Geld.
Der Kurs ist klar abgesteckt. Rückzieher gibt es nicht, es wird gestreikt — jetzt. Und wenn es sein muss, auch in den kommenden Wochen und in anderen Städten der Region. Rund 300 Mitglieder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi standen gestern — auch in Form von gesungener Musik — für mehr Geld und mehr Wertschätzung ein.
Klarer Fall: Die Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten (unter anderem in Kitas), gehen in die Offensive — mit Transparenten und klaren Aussagen. Wer in Ratingen ein neues Rathaus baue und den Düsseldorfer Platz umgestalte, der müsse sich angesichts der schlechten Bezahlung der Erzieher fragen, wo die Prioritäten liegen, so Verdi. Ratingen habe genug Geld, um im sozialen Bereich deutlich mehr zu bezahlen.
Gesche Hansmeier, Vorsitzende des Personalrates und selbst Verdi-Mitglied, zeigte sich von der Solidarität unter den Streikenden sehr beeindruckt. „Da machen immer mehr Kollegen mit“, so Hansmeier, die 16 städtischen Kitas seien allesamt geschlossen, dieser Streik habe eine große Eigendynamik entwickelt. „Ratingen liegt, was die Streikbereitschaft angeht, unter den Städten im Kreis mit vorn“, bilanzierte Hansmeier.
Wie Verdi mitteilte, war auch Bürgermeister Klaus Konrad Pesch zur Kundgebung auf dem Marktplatz eingeladen worden, um aus Sicht der Stadt eine Stellungnahme abzugeben. Doch der Verwaltungschef blieb der Veranstaltung fern — allerdings war die Einladung sehr kurzfristig — und zwar erst am vergangenen Freitag — ins Büro des Bürgermeisters geschickt worden.
Verdi rechnet zurzeit damit, dass rund 1000 kommunale Kitas in NRW geschlossen sind. Der Landeselternbeirat (LEB) der Kindertagesstätten in NRW befürchtet, dass es zu langen Streiks kommen wird — zum Nachteil der Kinder. Sie litten am meisten unter der Unterbringung in einer Notgruppe und unter wechselnden Erzieherinnen.
„Insbesondere für Kinder im U3-Bereich ist eine solche Situation nicht tragbar“, heißt es vom LEB. „Wir appellieren an beide Tarifparteien, dringend die Verhandlungen wieder aufzunehmen und eine entsprechende Lösung zu finden“, betont LEB-Sprecher Marcel Preukschat. Er ist der Ansicht, dass vom Kita-Streik betroffene Eltern einen Teil ihrer Beiträge zurückfordern können — „das Geld einzubehalten, ist dagegen problematisch“.
2009 hätten zwar einige Kommunen nach wochenlangen Kita-Streiks Elternbeiträge zurückerstattet, weil keine Leistung erbracht worden sei; aber rechtlich geklärt sei diese Frage nicht abschließend, erklärte die Bundeselternvertretung der Kinder in Kitas.