„Essbare Stadt“ stößt auf Widerstand

Pflanzbeet am Wandersweg durch Bauarbeiten zerstört. Kunst statt Obstbäume am Lavalplatz.

Foto: D. Janicki

Mettmann. Fünf Mülltüten hatten die Mitstreiter des Bürgerforums im vergangenen Herbst vom Wandersweg abtransportiert. Der Inhalt: All das, was rücksichtslose Mitbürger in der Landschaft entsorgen. Danach wurden Beete hergerichtet und mehrere hundert Blumenzwiebeln gepflanzt. Jetzt wollte man schauen, ob sich die Frühjahrsblüher schon durch die Erde gekämpft haben. Und was sahen die engagierten Bürger? Eine verschlammte Baustelle!

Thomas Dinkelmann, Bürgermeister

Zwischen der Pflanzaktion und dem Entsetzten lagen einige Monate. Und ein Bauvorhaben, von dem offenbar niemand etwas wusste. Zumindest nicht diejenigen, die damals grünes Licht für die Pflanzaktion gegeben hatten. „Das ist sehr unglücklich gelaufen“, glaubt Ilona Bungert-Dellit, Vorsitzende des Bürgerforums.

Auf dem Gelände an der Treppe am Lavalplatz werden keine Obstbäume gepflanzt werden. Dies hat der Planungsausschuss auf Antrag der SPD mehrheitlich beschlossen. Vielmehr sollten dort Kunstwerke mit einem historischen Bezug zur Stadt installiert werden. Somit können Pflanzaktionen des Bürgerforums in der Innenstadt nicht aus dem Verfügungsfond finanziert werden, sagte Ralf Bierbaum vom Planungsamt. Es gebe in der gesamten Innenstadt keine Flächen, die für eine Pflanzaktion in Frage kommen.

Dass es später mit dem Wandersweg ein recht abgelegener Ort wurde, wirft die Frage auf, ob Bürgerengagement absichtlich in städtischen Randbereichen platziert wird, um Verwaltungsabläufe möglichst wenig zu stören. Davon kann hier jedoch keine Rede sein. Die Stadt hatte dem Bürgerforum die Entscheidung damals selbst überlassen. „Und der Wandersweg schien dafür gut geeignet zu sein“, sagt Ilona Bungert-Dellit.

Was bleibt, ist die Verwunderung darüber, dass die mit dem Vorhaben betrauten Mitarbeiter beim Grünflächenamt nichts davon wussten, dass dort nur wenige Wochen später die Bagger anrollen sollten. Bürgermeister Thomas Dinkelmann räumt ein, dass durchaus bekannt gewesen sei, dass dort irgendwann Trinkwasserleitungen gelegt werden würden. „Wir wussten allerdings nicht genau, wann damit begonnen werden soll“.

Da die Entscheidung zum Blumenbeet vor seiner Amtszeit getroffen wurde, wäre es für ihn im Grunde recht einfach, jegliche Verantwortung von sich zu weisen. Stattdessen räumt er offen ein: „Das hätte mir auch passieren können“. Als Grund dafür gibt er an, dass es bislang kaum vorgekommen sei, dass Bürger sich über die Bepflanzung von innerstädtischen Baumscheiben hinaus bei der Pflege von Grünanlagen engagieren wollten. Innerhalb der Verwaltung gebe es daher noch kein eingespieltes Prozedere, um derartige Anfragen abzuarbeiten. Bei der Stadtverwaltung bemüht man sich nun um Schadensbegrenzung. „Wir haben uns Gedanken gemacht, um so etwas zukünftig zu vermeiden“, kündigt Bürgermeister Thomas Dinkelmann an.