Familienunternehmen schließt

Seit 1945 steht in Mettmann der Name Kocherscheidt für Dekoration und Raumgestaltung. Jetzt soll Schluss sein.

Mettmann. Keine leichte Entscheidung für Irmgard und Gerd Kocherscheidt: Sie schließen ihr alteingesessenes und renommiertes Geschäft zum 30. Mai. Immerhin sind beide sehr eng mit ihrem Geschäft und mit ihrer Kundschaft verbunden. Doch beide sind eigentlich im Rentenalter und wollen kürzer treten. Und: Das Ehepaar Kocherscheidt (beide sind 69 Jahre) hat eine große Familie: Fünf Kinder und zehn Enkelkinder gehören dazu. „Wir wollen uns ausgiebig um unsere Kinder und Enkelkinder kümmern“, sagt Gerd Kocherscheidt, der das Dekorations- und Raumgestaltungsgeschäft an der Gartenstraße 1 ausgebaut hat.

Foto: Stephan Köhlen

Angefangen hat alles an der Schulstraße. Dort wurde Gerd Kocherscheidt geboren, und dort gründete sein Vater Rudolf Kocherscheidt im Jahr 1945 das Geschäft. „Mein Vater war Malermeister und wollte sich nach dem Zweiten Weltkrieg selbstständig machen und Geld verdienen“, sagt Gerd Kocherscheidt. Mit einem Ziehwagen und einer Leiter zog der Vater zu seinen Kunden. Gerd wuchs an der Schulstraße auf.

Gerd Kocherscheidt übernahm 1978 das Geschäft

Direkt neben der Schule stand sein Geburtshaus und auf der anderen Seite der Königshof, der von Johannes Wolfertz geführt wurde. „Einmal haben wir uns sehr gewundert“, erzählt er, denn an einem Tag stand ein Pferd im heimischen Garten. „Das war ausgebüxt.“ Der Vater machte in den nächsten Jahren Nägel mit Köpfen und beschloss, ein Ladenlokal zu mieten. Im Jahr 1955 zog er an die Gartenstraße 1. Dort waren Geschäftsräume zu vermieten.

Es gab zahlreiche Interessenten, Rudolf Kocherscheidt bekam aber den Zuschlag. Das „Tapetenhaus Kocherscheidt“ wurde gegründet. Die Schwerpunkte waren Farben, Tapeten und Bodenbeläge. Rudolf Kocherscheidt erwarb später das gesamte Haus. Sein Sohn, Gerd Kocherscheidt, half bereits als junger Mann im Geschäft („hinter den Kulissen“) aus. Es war nicht von Anfang an klar, dass der Junior in das Geschäft einsteigen würde. Denn: „Eigentlich wollte ich Sänger werden“, gesteht Gerd Kocherscheidt. Sein Klavierlehrer August Dreiling war es, der die musikalischen Fähigkeiten des jungen Gerd erkannte und ihn animierte, die Musik zu seinem Beruf zu machen.

Doch es kam anders: Nach der abgeschlossenen Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann übernahm er im Jahr 1978 das Geschäft, und zwar mit neuer Ausrichtung auf textile Fenstergestaltung mit Wand-, Bodenbelägen und Sonnenschutz. Der Kundenstamm wuchs, das Geschäft wurde größer. Es wurden Mitarbeiter eingestellt, man vergrößerte die Geschäftsräume und bezog die erste Etage ein.

Raumgestaltung Kocherscheidt ist zu einem Begriff geworden. Viele Privat- und Firmenkunden, auch über die Stadtgrenzen hinaus, haben der Firma viele Jahre lang die Treue gehalten. Der Nachmieter steht auch schon fest: Das Institut für Gesundheitsförderung zieht vom evangelischen Krankenhaus in die Gartenstraße 1. „Die Nähe zum Krankenhaus war uns immer wichtig“, sagen die Kocherscheidts, die ihren christlichen Glauben auch leben. Oft seien Patienten zu ihnen gekommen, um einfach nach Rat zu fragen. „Wir werden viele Kontakte und Gespräche, auch über das berufliche hinaus, bestimmt sehr vermissen.“