Früher Gaststätte - heute Büro
Viele Jahrzehnte lang war das Haus am Markt 16 als Moselstübchen bekannt. Der Sohn des Wirtes erinnert sich an alte Zeiten.
Mettmann. In das Haus Markt 16, wo früher das „Moselstübchen“ (Café und Restaurant Terboven) und danach der „Friseursalon Busch“ beheimatet waren, ist heute Fabian Kippenberg mit seinem Marketing- und Kommunikationsbüro „Sommerprint“ eingezogen. Anlässlich der Eröffnung der Agentur am Markt meldete sich jetzt Wilhelm H. Terboven zu Wort. Seine Großeltern und Eltern hatten das „Moselstübchen“ mit großem Erfolg geführt.
Terboven, heute 77, verlebte seine Kindheit am Markt und kann sich an zahlreiche Begebenheiten im „Moselstübchen“ erinnern. Sein Großvater Wilhelm Terboven hatte das „Moselstübchen“ 1920 eröffnet. Sein Vater, Wilhelm Terboven II., kam aus dem Zweiten Weltkrieg aus Norwegen zurück und übernahm zusammen mit seiner Frau Grete, geborene Norbisrath, das „Moselstübchen“. Die beiden waren versierte Wirtsleute. Immerhin stammte seine Frau aus dem Parkhaus Norbisrath (heute „Mettmanner Hof“), das in Mettmann ebenfalls einen guten Ruf hatte. Die Gäste kamen aus der gesamten Region. „Es gab vier Zimmer: Den Gastraum, auch Holzklasse genannt, weil er mit Holz vertäfelt war, das Jagdzimmer mit Gemälden, Trophäen und einem Lichtschacht, das Cafézimmer, ausgestattet mit gemütlichen Sofas, und das Kaminzimmer, mit einer Kamin-Attrappe“, berichtet Terboven.
Wilhelm H. Terboven
Sein Vater hatte eine Ausbildung im Weinbau an der Mosel absolviert und dort enge Kontakte zu den Winzern geschlossen, berichtet Terboven. Somit verfügte das Haus stets über gute Weine.
Für die musikalische Unterhaltung sorgte eine Zeit lang der „Zithervirtuose“ Adolf Hartmann, der auch im NWDR zusammen mit dem Sänger Willy Schneider zu hören war. Hartmann stammte aus Schwelm, lebte wochentags im „Moselstübchen“ und fuhr freitags (Ruhetag) wieder nach Hause. Er hat sogar ein Lied mit dem Titel „Im Moselstübchen“ komponiert. „Die Speisen waren erlesen“, berichtet Wilhelm H. Terboven. „Wir hatten immer eine Köchin, die es verstand, nach dem Wünschen der Gäste zu kochen. Es gab Pasteten, aber auch spezielle Käsespezialitäten.“
Einmal hatte Wilhelm Terboven II. und sein Freund und Nachbar Paul Kirchmann aus dem „Moselstübchen“ zu Karneval einen Tanzpalast gestaltet. Die Dekoration war für die damalige Zeit sehr aufwändig und fantasievoll. „Man sprach noch lange vom Tanzpalast.“
Es gab mehrere Stammtische, Handwerker trafen sich und besprachen ihre Baustellen, der Schubert-Chor war ein gerngesehener Gast und die Kreistagsmitglieder tranken nach den Sitzungen im „Moselstübchen“ noch einen Absacker. Ende 1963 war Feierabend. Die Terbovens verkauften das Haus an die Familie Busch, die dort einen Friseursalon eröffneten. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.