Gruiten: Kahlschlag am Dorfeingang

Vor etwa zweieinhalb Monaten ließ der Besitzer die Bäume fällen. Er will das Areal verkaufen.

Gruiten. Würde Gruiten am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" teilnehmen, bestünde nie ein Zweifel daran, dass ein Preis abspringen würde. Normalerweise jedenfalls. Seit einigen Monaten jedoch schütteln Dorfbewohner und Spaziergänger immer wieder den Kopf, wenn sie das Örtchen über dessen "offiziellen" Eingang in der Pastor-Vömel-Straße betreten.

Linker Hand, direkt hinter dem Besucherparkplatz, liegt ein Grundstück, das eher einem Truppenübungsplatz als einem idyllischen Dorfanwesen ähnelt.

Auf dem rund 1500 Quadratmeter großen Grundstück mit dem weißen Häuschen im Hintergrund steht kein Baum mehr. Lediglich die aus dem Boden ragenden Stümpfe und Berge von geschreddertem Holz zeugen von den 30 Meter hohen Fichten, die dort einst standen.

"Ich habe 49 Stämme gezählt", sagt Hans-Werner Lewen (73), der mit seiner Frau Helga (68) seit 40 Jahren zwar in dem Häuschen lebt, das ihnen aber nicht gehört. "Wir wohnen hier nur zur Miete." Was der Grundstücksbesitzer mit der Fällaktion bezwecke, "wissen wir nicht. Wir können nur mutmaßen und mussten dem Treiben tatenlos zusehen."

Ins Rollen gekommen sei der Stein, als im Februar einer der Bäume - oder ein Teil - auf ein Auto stürzte. "Danach waren alle Bäume dran. Weil das Risiko zu groß sei, wurde uns erklärt", sagt das Ehepaar. Von einem auf den anderen Moment lag ihr Haus nicht mehr inmitten eines kleinen romantischen Fichtenwäldchens, sondern auf dem Präsentierteller. "Allerdings keinem schönen", zuckt Helga Lewen mit den Schultern.

Der Besitzer des Grundstücks ist der Wuppertaler Hans-Ulrich Uellendahl - und der brachte am Freitag gewissermaßen Licht ins Dunkel. "Das war kein Wäldchen mehr, sondern ein Wald", sagt er. "Von dem Haus war von der Straße aus nichts zu erkennen."

Als er im vergangenen Jahr mit seinem Architekten eine Grundstücksbegehung gemacht habe, "riet er mir, die Bäume zu fällen. Sie würden nicht nur Licht wegnehmen, sondern vor allem für Feuchtigkeit am und im Gebäude sorgen." Als dann der Unfall im Februar passiert sei, "war das der Anstoß, sofort aktiv zu werden". Außerdem hätte ihm ein Gärtner bestätigt, dass die Bäume für ihre enorme Höhe zu dünn seien.

Mittlerweile sind seit der Aktion gut zweieinhalb Monate ins Land gegangen, und an dem traurigen Anblick mit den Stümpfen und den Riesenhaufen geschreddertem Holz hat sich nichts geändert. "Derzeit versorgt sich damit ein Privatmann nach Bedarf.

Er braucht es wohl für seinen eigenen Garten", sagt Uellendahl. "Später wird das übrige geschredderte Material über das Grundstück verteilt. Das ist ein guter Humus." Mit "später" meint Uellendahl übrigens den Zeitpunkt, wenn das Grundstück verkauft ist.