H. G. Kampen: „Ich möchte meinen Daumen weiter in die Wunden legen“

Hans Günther Kampen feiert heute seinen 80. Geburtstag. Doch ans Aufhören denkt der UBWG-Gründer noch lange nicht.

Mettmann. Am Samstag wird Hans Günther Kampen 80 Jahre alt. Grund genug für die WZ, mit dem Gründer der UBWG über seine weiteren politischen Ambitionen zu sprechen.

Hans Günther Kampen, Sie haben ja fast ein Leben lang Politik gemacht, ist mit 80 Schluss?

Hans Günther Kampen (schmunzelt): Nein, natürlich nicht. Ich möchte weiter noch ein bisschen meinen Daumen in die Wunden der politisch Andersdenkenden legen.

Macht Ihnen die Ratsarbeit nach mehr als 25 Jahren noch Spaß?

Kampen: Ja. Sicher. Es gibt doch noch so viel zu regeln, wenn ich da zum Beispiel an Dauerthemen wie Denkmalschutz denke. Aber auch Tagesaktuelles wie das neue Sportzentrum oder das Kö-Karree. Und die Goldberger Mühle liegt mir auch immer noch am Herzen. Nicht zu vergessen, die historische Straßenbahn.

Welchen großen Wunsch haben Sie zu Ihrem Festtag? Vielleicht einen neuen Standort für die Straßenbahn?

Kampen: Ja, das wäre was. Sie ist jetzt wieder fertig restauriert. Leider gibt es eben noch keinen gesicherten neuen Standort. Ich kann mir aber gut die Freiheitstraße vorstellen. Da ist die Bahn schließlich mal gefahren.

Welches Gebäude in Mettmann hätten Sie gerne noch gerettet?

Kampen: Ganz klar: das älteste Bauernhaus an der Hammerstraße in Mettmann.

Früher waren Sie ja mal Genosse, haben Sie eigentlich noch ein SPD-Parteibuch?

Kampen: Nein. Und das war für mich auch kein Thema mehr, mich irgendwie parteipolitisch zu binden oder zu engagieren. Nein, ich brauche und will kein Parteibuch.

Mit der Gründung der UBWG waren Sie vor mehr als 30 Jahren ein Vorreiter für viele andere Unabhängige, die dann in anderen Städten folgten. War der Schritt, mit einem Verein in die Politik zu gehen, richtig?

Kampen: Aber ja doch. Die vielen Neugründungen allein in den Nachbarkommunen belegen doch, dass wir vor 30 Jahren schon den richtigen Riecher hatten, dass Lokalpolitik nicht von Parteirichtlinien vorgegeben werden kann.

Welchen Bürgermeisterkandidaten soll oder wird die UBWG 2015 unterstützen?

Kampen: Mal abwarten.

Oder stellt die UBWG einen eigenen Kandidaten?

Kampen: Das ist auch möglich. Davon gibt es ja schon einige in den Nachbarstädten. In Wülfrath, Ratingen und Monheim stellen Wählergemeinschaften den Bürgermeister. Davon abgesehen: Ich habe die Doppelspitze mit einem Stadtdirektor vom Fach und einen ehrenamtlichen Bürgermeister besser gefunden.

Warum?

Kampen: Der Chef der Verwaltung muss die Abläufe einer Verwaltung kennen und können. Sonst haben alle im Rathaus mehr Ahnung als der Bürgermeister, der zuvor in seinem Berufsleben Bäckermeister oder Steuerberater war.

Was macht die UBWG ohne Hans Günther Kampen? Haben die Unabhängigen ohne Sie überhaupt eine Überlebenschance?

Kampen: Aber sicher doch.