Haan: Eine Powerfrau auf der Bühne
Kabarett: Seit 2002 ist Tina Recknagel Schauspielerin. Am Wochenende gastiert die Haanerin erstmals vor heimischem Publikum.
Haan. "Ob ich aufgeregt bin? Na klar", antwortet Tina Recknagel. "Schließlich trete ich das erste Mal in meiner Heimatstadt auf." Obwohl die 29-Jährige auf den Brettern, die die Welt bedeuten, schon längst ein alter Schauspiel-Hase ist und manch’ schwierige Rolle gemeistert hat, geht ihr ein wenig die Düse.
Sie war die Zofe, die Magd, die Hure, die Zigeunerin, spielte in "Münchhausen", im "Wirtshaus im Spessart" und in "Eine gute Partie" - aber das anstehende Wochenende ist für die Powerfrau mit der Konfektionsgröße 44/46 ein besonderes. Denn am Samstag und Sonntag sitzen Familie, Freunde und Nachbarn im Publikum.
"Recknagel macht schlank - Kabarett zum Abnehmen" heißt das eineinviertelstündige Solo-Stück aus der eigenen Feder, das sie im Supé-Restaurant auf der Bollenhöhe zur Aufführung bringt. "In Stuttgart, meiner Wahl-Heimat, lief es in den vergangenen vier Jahren recht erfolgreich. Mal gucken, wie’s hier ankommt."
Allerdings bekommt sie bei ihrem Heimspiel Verstärkung: von Stefan Scheidtweiler, dem Kantor der katholischen Kirchengemeinde. "Mit ihm bin ich schon zweimal woanders aufgetreten. Das passt."
Im Gegensatz zu ihren bisherigen Rollen am Theater, "die eher resolut angelegt waren", geht es in ihrem aktuellen Stück vor allem amüsant zu. "Ich präsentiere aber keine Schenkelklopfer." Sie will gleichzeitig unterhalten und zum Nachdenken anregen - ganz kabarett-like eben.
2004 entdeckte Tina Recknagel ihr Herz fürs Kabarett. "Ich lernte damals Fabian Schläper, einen genialen Kabarettisten, kennen. Von Stund’ an ließ mich diese Leidenschaft nicht mehr los." Die ging so weit, dass sie der Theaterbühne den Rücken kehrte und sich inzwischen voll dem komödiantischen Fach widmet. "Ich bin mittlerweile selbstständige Kabarettistin."
"Meine Eltern waren von meiner Berufswahl gar nicht begeistert", erinnert sich Tina Recknagel. 1998, nach dem Abitur am Haaner Helmholtz-Gymnasium, hatten sie eigentlich erwartet, dass aus ihrer Tochter etwas Gescheites wird. Dass sie entweder ein Wirtschaftsstudium anstrebt oder zumindest einen bodenständigen Beruf ergreift. Aber nichts da. Tina hatte ihre eigenen Vorstellungen. "Ich werde Schauspielerin." Basta.
Erst, nachdem sie hörten, dass ihr Sprössling nach zehnmaligem Vorsprechen gleich neunmal genommen worden wäre, wich die Skepsis. "Heute unterstützen sie mich, wo sie können", sagt die alleinerziehende Mutter, für die seit der Geburt von Töchterchen Sophia vor einem Jahr jeder Tag 48 Stunden haben könnte.
"Irgendwie wurde mir das Talent in die Wiege gelegt", glaubt die staatlich anerkannte Schauspielerin, die bereits in der Schule ihren Unterhaltungwert offenbarte.
Am 15. Januar ist ihr einmonatiger Weihnachtsurlaub in Haan zu Ende, dann geht’s wieder ins Schwabenland. Und dort wartet auf den Tausendsassa die nächste Herausforderung: In diesem Jahr soll das Wirtschaftsstudium abgeschlossen sein. "Dann bin ich auch BWLerin - ganz so, wie es sich meine Eltern immer gewünscht hatten."