Haan: Spenden für die Ausbildung im Kindergarten

Um die pädagogische Qualität zu halten, geht der private Kindergarten an der Bachstraße neue Wege – und sammelt Geld.

Haan. Der Briefumschlag, den Karin und Gerhard Schmitz in den Räumen der Privaten Kindergruppe an der Bachstraße überreichen, ist schlicht und dennoch sehr gehaltvoll. "Sie sind unsere erste Geldzusage", sagt Kita-Leiterin Steffi Mörchel und strahlt. 3000 Euro befinden sich in dem Umschlag. Mit dem Geld unterstützt die von den Eheleuten Schmitz ins Leben gerufene Stiftung "Haaner Jugendförderung" ein neues Projekt der Einrichtung: die "Patenschaften für die Ausbildung".

Denn die Private Kindergruppe möchte ein qualifizierter Ausbildungsbetrieb für Erzieherinnen und Erzieher sein. Davon ist die Kindertagesstätte derzeit allerdings weit entfernt. "Viele Erzieherinnen können ihre Ausbildung nicht beenden, weil das Geld fehlt", sagt Regina Kulas, Mitglied im Vorstand der Privaten Kindergruppe. Das sei auch bei ihnen der Fall.

Fakt ist: Angehende Erzieherinnen (zu 95 Prozent Frauen) besuchen eine Fachakademie für Sozialpädagogik, um anschließend ihr Berufspraktikum zum Beispiel in einer Kindertagesstätte zu absolvieren. Je nach Schulabschluss dauert die Ausbildung zur Erzieherin drei bis fünf Jahre - vergütet wird nur das letzte Ausbildungsjahr, das Berufspraktikum. "Seit Inkrafttreten des Kinderbildungsgesetz (Kibiz) können sich das viele Einrichtungen, und auch wir, nicht mehr leisten", sagt Erika La Ramée. Sie leitet den Standort der Privaten Kindergruppe an der Guttentag-Loben-Straße. "Vor Kibiz wurden die Ausgaben der Kindergärten gedeckelt. Jetzt gibt es nur noch eine Pro-Kopf-Pauschale", sagt sie. Und die reiche nicht aus, um davon auch noch Berufspraktikanten zu bezahlen.

Bis zum vergangenen Sommer beschäftigte die Private Kindergruppe fünf Berufspraktikanten. "Das war eine Superzeit", sagt Steffi Mörchel. "Wir haben nicht nur neue pädagogische Ideen erhalten, wir hatten auch zusätzliches Personal." Werde jetzt eine Erzieherin krank, müsse sich ihre Kollegin allein um 20 Kinder kümmern. La Ramée: "Wir bieten zehn Stunden Betreuung am Tag an und müssen dementsprechend den Tag hier gestalten."

"Auf öffentliche Gelder können wir aber nicht warten", sagt Andrea Oldenburg, die sich ebenfalls im Vorstand des Vereins engagiert. "Deshalb müssen wir versuchen, unsere Qualitätsstandards selbst zu halten." Also habe sich eine Projektgruppe gebildet, die das Patenschaftsmodell aus Erkrath aufgegriffen hat und sich jetzt um Sponsoren und Spenden, zum Beispiel von Stiftungen bemüht. 20 000 Euro muss die Private Kindergruppe pro Jahrespraktikant aufbringen. Vier Bewerber liegen der Einrichtung schon vor. "Wir bemühen uns, den Topf bis zum 1. August, wenn das Praktikum beginnt, zu füllen", sagt Mörchel.

"Und was passiert, wenn Sie die 20 000 Euro nicht zusammenbekommen?", fragte Gerhard Schmitz. "Dann gehen die Spenden wieder zurück", versicherte Andrea Oldenburg. "Vielleicht können wir dann ja nochmal behilflich sein", sagt Schmitz.