Haan: Zugabe war nicht eingeplant
Konzert: Mit Saeko Oguma wurde die Reihe der 12. Haaner Kammerkonzerte beendet.
Haan. "Man kann wirklich eine Stecknadel fallen hören", ist Kulturamtsleiter Fritz Köhler begeistert. Doch auch der international erfahrene Sven-Arne Tepl schwärmt von der Atmosphäre der Haaner Kammerkonzerte: "Im Concertgebouw in Amsterdam - immerhin einer der berühmtesten Konzertsäle der Welt - wird während der Konzerte ständig gehustet. Die Musiker kommen gern nach Haan, weil sie die besondere Aufmerksamkeit des Publikums spüren. Wenn man da steht, merkt man die Spannung."
Anders wäre so eine Reihe auch gar nicht möglich, denn in Haan spielen die Solisten nicht für ihre eigene Geldbörse: Alle Einnahmen gehen an die Hilfsorganisation "Plan". Bislang mehr als 30000 Euro. Am Freitag ging die 12. Saison der "Internationalen Kammermusik in Haan" zuende. Einen solch langlebigen Erfolg hätten die Organisatoren der Reihe, Tepl und Köhler, nie für möglich gehalten. Doch mit Durchhaltevermögen in den Anfangsjahren hat man sich einen festen Zuhörerstamm erspielt.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass man sich auf das gleichbleibend hohe Niveau der Konzerte blind verlassen kann, denn die Qualität ist ausnahmslos so international, wie es der Titel der Reihe verspricht. Schließlich ermöglicht die Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde auch noch einen geeigneten Rahmen, denn die Kirche ist atmosphärisch und akustisch bestens geeignet.
Bei der Zusammenstellung der Konzerte kann Tepl aus dem Vollen schöpfen, denn nicht nur, dass Musiker, die bereits in Haan gespielt haben, immer wieder gerne kommen, er lernt durch seine Tätigkeit als Bratschenprofessor in Amsterdam und London sowie als künstlerischer Leiter des Niederländischen Philharmonischen Orchesters ständig neue Musiker kennen.
So spielte am letzten Freitag seine ehemalige Schülerin Saeko Oguma. Sie hat als erste Anstellung nach dem Studium gleich den Posten der stellvertretenden Solo-Bratschistin im Concertgebouw Orchester in Amsterdam inne. In Haan spielte sie zusammen mit dem Pianisten Daniel Kramer eine späte Sonate von Brahms und die "Märchenbilder" von Schumann. Wie es typisch für die Konzertreihe ist, standen auch wieder Entdeckungen auf dem Programm, so ein Stück des japanischen Zeitgenossen Takemitsu und des romantischen Franzosen Vieuxtemps.
Aus dem "Vogelkatalog" (1956) von Olivier Messiaen spielte Kramer die "Feldlerche" und erläuterte die Komposition vorher so lebhaft und mitreißend, das diese "neue Musik" bald ganz vertraut war.
Mit 59 Zuhörern blieb man diesmal etwas unter dem Durchschnitt, doch war der Applaus am Ende umso stärker. Oguma hatte mit dieser Begeisterungsfähigkeit der Haaner nicht gerechnet und keine Zugabe vorbereitet. Die Musiker wiederholten deshalb das letzte der "Märchenbilder" Schumanns. Ein schöneres Ende hätte die Konzertsaison nicht haben können.