Haan: Blühende Werbelandschaft
Offiziell hat Haan nicht den Titel Gartenstadt erhalten. Zu Unrecht trägt sie ihn dennoch nicht.
Haan. Qualmende Schlote, graue Fabrikfassaden und Asphalt so weit das Auge reicht: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts drohte die Industrialisierung die Natur aus den Städten zu verdrängen. Als Gegenbewegung formierte sich in England das Konzept der Gartenstädte. Ein Begriff, der jedem Haaner vertraut ist. Schließlich trägt die Stadt diesen Beinamen. Aber ist Haan wirklich eine klassische Gartenstadt?
"Nein", sagt Haans Stadtarchivarin Birgit Markley. "Die ursprünglichen Gartenstädte in England sind am Reißbrett entstanden. Haan ist natürlich gewachsen." Trotzdem wollte man Anfang des 19. Jahrhunderts scheinbar auf die schicke Bewegung aufspringen, die auch in Holland und Belgien beliebt war.
Die erste urkundliche Erwähnung der "Gartenstadt Haan" stammt aus dem Jahre 1923. Während der Inflation druckte die Stadt diesen Beinamen auf ihr Notgeld. Der Zusatz blieb nach heutigem Kenntnisstand inoffiziell. Er wurde zum Werbebegriff.
1934 beantragte Haans damaliger Bürgermeister, Oskar Adrian, beim Landrat in Düsseldorf, seiner Stadt offiziell den Beinamen zu verleihen. Archivarin Markley: "Eine Antwort fehlt in den Akten." Vermutlich hat es nie eine gegeben.
Dennoch ist die Bezeichnung "Gartenstadt" keine Mogelpackung. Schließlich hatte die Gemeinde damals auffällig viele Gärten zu bieten. Und auch im Jahr 2010 bemüht sich die Verwaltung darum, dem Beinamen gerecht zu werden.
Aktuell investiert die Stadt jährlich 308000 Euro in Grünpflege. "Damit Haan seinem Image gerecht wird", sagt Bauamtsleiter Claus Hippel. Zehn Mitarbeiter arbeiten im Stadtgebiet auf 45 Hektar Grün- und 135 Hektar Waldfläche.
Zurzeit stecken die Vorbereitungen in der heißen Phase. Vor Ostern wurden Narzissen gepflanzt, in den nächsten Wochen werden Stauden, Gehölze und Rosen gesetzt. Anschließend folgen die Sommerblumen, 25000 Stück an der Zahl. "Mitte Juni sollen sie blühen", sagt Hippel.
Auch der klassische Garten wird gefördert. 2004 gründeten zwölf Bürger die "Haaner Gartenlust". Mitinitiator ist Stadtgartenbaumeister Peter Kannemann. Die Gruppe strebt eine Rückbesinnung auf den Gedanken der Gartenstadt an. Kannemann: "In Haan wird viel zugebaut. Viel Grün verschwindet."
Die Gruppe organisiert einen jährlichen Gartenmarkt und einen "Tag der offenen Gartenpforte". "Wir wollen die bestehenden Gartenflächen aufwerten", so Kannemann. Ziel sei es, Gärten zu schaffen, in denen man wohnen kann. Ein grünes Zimmer - ohne Wände.