Handel in Mettmann Wein-Urgestein schließt Lokal
METTMANN · Hans-Werner Stahlschmidt (75) will sich aber weiterhin um Stammkunden kümmern – mit einem Lagerverkauf.
Ihn als Mettmanner Wein-Ikone zu bezeichnen, trifft den Kern. Wenn sich einer in Mettmann um Weinhandel, Weingenuss und Wein-Events verdient gemacht hat, ist es Hans-Werner Stahlschmidt. Sein Weinladen an der Lutterbecker Straße ist eine erste Adresse, wenn es um edle Tropfen geht. Jetzt aber läuft dort der Räumungsverkauf. Alles muss raus! Stahlschmidt hat sich entschlossen, das Ladenlokal Ende Mai aufzugeben. Seine Stammkunden will der 75-Jährige aber weiter betreuen. Es werde einen Verkauf direkt ab Lager geben. Die Beratung will Stahlschmidt aus dem Homeoffice heraus anbieten. Dazu soll auch das Angebot für einzelne Probierflaschen mit 20 Prozent Rabatt gehören. Der Grund für das Ende des nächsten Traditionsgeschäfts in Mettmann: Während der Pandemie in den zurückliegenden zwei Jahren habe sich das Geschäft grundlegend gewandelt: „Der größte Teil des Umsatzes basiert auf Bestellungen per E-Mail oder Telefon, die anschließend frei Haus zugestellt werden.“
Rückblick: Begonnen hat es in Mettmann Anfang der 1990er Jahre, als Stahlschmidt den urigen Weinladen mit Kellergewölbe in der Mühlenstraße eröffnete – heute befindet sich dort die Restauration Cafe-Mühle. Schon damals firmierte sein Geschäft unter „BEA-Weine“. Doch was bedeutet BEA? „Das ist einfach zu erklären“, sagt Hans-Werner Stahlschmid lächelnd, „Dies sind die Anfangsbuchstaben für ‚Beliebt, Erlesen, Ausgesucht‘.“ Nachdem er eine Zeit lang das Lädchen in der Mühlenstraße betrieben hatte und auch der Weinhandel „außer Haus“ florierte, expandierte er und war in einem deutlich größeren Geschäftslokal in Ratingen-Homberg ansässig. Sein Wohnsitz blieb in Mettmann; ihm hielten viele Stammkunden aus der Kreisstadt die Treue. Vor vier Jahren zog es Hans-Werner Stahlschmidt wieder zurück nach Mettmann und er eröffnete den Weinladen in der Oberstadt.
Dass Stahlschmit einmal ein in der Branche anerkannter Weinhändler werden sollte, ist ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Denn als Diplom-Ingenieur war er mehrere Jahre bei einem großen Unternehmen der Baubranche in leitender Funktion tätig und wechselte später als stellvertretender Bauamtsleiter in eine städtische Behörde. Erst dann kam der Wechsel in die Weinbranche und die Eröffnung eines Weinhandels. „Es war sicherlich ein gewagter Schritt vom öffentlichen Dienst mit all seinen Segnungen in die Selbstständigkeit, doch diesen Schritt habe ich nie bereut“, betont der Senior mit reichlich Unternehmergeist.
Stahlschmidt hatte 1993 die Idee, in Mettmann das internationale Weinfestival einzuführen, das heute als Weinfest firmiert. „Ich war damals Mitglied des Vorstands der Werbegemeinschaft ‚Mettmann Impulse‘. Als ich mit der Idee herausrückte, in der Bierstadt Mettmann ein Weinfestival zu veranstalten, blickten meine Vorstandskollegen recht skeptisch drein. Doch der Vorsitzende Ernst-August Kortenhaus bestärkte mich in meiner Idee.“ Bei der Organisation des damals zunächst in der Fußgängerzone veranstalten Festes war der frühere Kulturamtsleiter und als „Mister Heimatfest“ bekannte Gunter Kippermann in den ersten beiden Jahren behilflich.
Später war das Weinfestival auf dem Areal des damaligen Hansa-Hotels mit den vom Musik-Experten Wolfgang Pieker verpflichteten bekannten Bands legendär. „Als ich die Weinfeste federführend organisierte, gab es dort nie einen Bierausschank, denn Bier ist auf einem Weinfestival völlig fehl am Platze. Weintrinken ist eine Philosophie für sich und es bedarf dazu eines gemütlichen Ambientes“, lautet Stahlschmidts Credo.
Zu den von ihm organisierten Highlights gehörten neben kulinarischen Events in Mettmanner Restaurants auch das jährlich stattfindende Gala-Dinner im heutigen Wyndham Garden Hotel in Metzkausen. Hinzu kommen die Wein-Erlebnis-Reisen in verschiedene deutsche und europäische Weinanbaugebiete. Eine sogenannte Oldtimer-Ralley sowie diverse Weinvorträge und Seminare entstammen der Ideenliste des umtriebigen Weinhändlers.
Das Weinhandelsgeschäft in der Lutterbecker Straße gibt Stahlschmidt nun spätestens Ende Mai auf. Neben den Weinen sind auch die Ladeneinrichtung im Angebot: der große Tisch mit sechs Stühlen und der alte Weichholzschrank aus der Weinstube, ein Deko-Weinfass, zwei Stehtische mit Marmorplatten und jede Menge gebrauchte Weinkisten aus Holz.