Hilfe für lückenlose Betreuung
Andrea Spellerberg vermittelt Pflegekräfte. Die Idee kam ihr, weil sie selbst Probleme bei der Suche hatte.
Mettmann. Manchmal sind eigene leidvolle Erfahrungen die Idee für ein erfolgreiches Geschäftskonzept. Die von Andrea Spellerberg entwickelte Rundumbetreuung für Senioren entspringt diesem Prinzip. „Meine Schwiegermutter ist seit vier Jahren in einer 24-Stunden-Betreuung. Und die ersten Jahre waren schlichtweg schrecklich. Wir wurden bloß durchgereicht“, sagt sie.
Die betreffenden Agenturen versprachen mit der Leistung ihrer Pfleger sprichwörtlich das Blaue vom Himmel und verursachten nichts als Kummer — vor allem bei Schwiegermutter Anneliese (73).
Und weil diese Erfahrungen so niederschmetternd waren, beschloss die gelernte Arzthelferin mit weiterer Ausbildung zur Industriekauffrau, ein Modell zur lückenlosen Betreuung von älteren Menschen zu konzipieren. Sie vermittelt mit ihrer eigenen Firma Pflegekräfte für die häusliche Krankenpflege.
„Konkret wurde der Plan zu Beginn des vergangenen Jahres, im Oktober 2010 habe ich ein Gewerbe angemeldet“, erinnert sich die Mettmannerin. „Ponticulus pro senior“ scheint zu funktionieren, es gibt laut Spellerberg die ersten zufriedenen Kunden. Überwiegend kommen sie aus der Region, bundesweite Vermittlungen sind aber ebenso möglich. „Ich mache das nicht, um eine schnelle Mark zu verdienen. Es geht um Qualität.“
Schon der Firmenname ist mit Bedacht gewählt. Kein Feenname wie aus dem Märchenbuch a la „Engel-Hilfe“ sollte es sein, sondern etwas, das unprätentiös für die Arbeit steht. „Ponticulus heißt kleine Brücke, wir sind eine Verbindung zwischen Menschen — denen, die Hilfe brauchen, und denen, die helfen können.“
Ziel ist die Verbesserung der Versorgung Pflegebedürftiger in den eigenen vier Wänden bei gleichzeitiger Entlastung der Angehörigen. Mit fünf ausgewählten polnischen Agenturen arbeitet Andrea Spellerberg zusammen. Je nach Bedarf werden gelernte Krankenschwestern oder anderes Fachpersonal vermittelt.
„Überwiegend sind es aber polnische Frauen, die in der Pflege erfahren sind.“ Und darüber hinaus so gut Deutsch sprechen, dass eine problemlose Kommunikation möglich ist. „Es ist sehr unterschiedlich, was gewünscht wird. Das wird grundsätzlich individuell geklärt.“
Auf dem Weg zum eigenen Unternehmen wurde Andrea Spellerberg von Ehemann Peter moralisch unterstützt. Von offizieller Seite gab es „keine Hürden, aber auch keine Förderung“. Dass das Geschäftsmodell erfolgreich angelaufen sei, sei hauptsächlich eigener Initiative zu verdanken.
So machte Spellerberg auch mal sonntags nach der Kirche mit Handzetteln Werbung in eigener Sache. Auch im Krankenhaus sprach sie vor, um ihr „Konzept richtig vorzustellen und einzuführen“, ebenso im Seniorenbeirat der Stadt. „Schön wäre es, wenn sich noch mehr deutsche Pfleger für das Konzept interessieren würden“, sagt Spellerberg. Die Sprachkompetenz sei wichtig für ihr Pflegekonzept.
Auf die Frage, welche Ziele sie hat, antwortet die Arzthelferin: „Zufriedene Senioren, die optimal betreut sind, und entsprechend gut entlastete Angehörige.“ Wie bei Familie Spellerberg selbst. Für die demenzkranke Schwiegermutter konnte die eigene Firma endlich eine versierte Pflegerin engagieren.