Hochdahl: Da darf der 24er-Schlüssel ran

Einmal jährlich wird die Werkstatthalle neben dem Lokschuppen geöffnet.

Hochdahl. Das Männer und Eisenbahnen eine ganz besondere Leidenschaft verbindet, ist kein Geheimnis. Deshalb schlägt so manches Männerherz höher, wenn die Tore zur Werkstatthalle des Museumsvereins öffnen. Was selten genug der Fall ist - nämlich nur einmal jährlich.

Freitagabend und -nacht war es wieder soweit: Es roch nach Öl und Farbe. Viele Männer - und auch einige Damen - ließen sich nicht lange bitten und legten in der Museumsnacht einen Zwischenstopp am Lokschuppen ein. "Das ist aber nicht nur eine Männerdomäne", bemühte sich Udo Kampschulte um den Geschlechterausgleich.

Allerdings musste der Vorsitzende des Museumsvereins einräumen, dass er die Gründe für das mitunter ambivalente Verhältnis von Frauen zu Eisenbahnen durchaus verstehen kann. Mehr als einmal die Woche Fenster putzen und frisch gewaschene Wäsche an der Leine, auf die der Ruß der durch Hochdahl schnaufenden Dampfloks rieselte - all das sei früher an der Tagesordnung gewesen, so Kampschulte.

Aber das sind längst vergangene Zeiten, und das Verhältnis der Frauen zur Eisenbahn scheint sich langsam zu entspannen. "Ich hab’ sogar den Lokführerschein gemacht", gestand Gisela Uchtenhagen, während sie sich mit Interesse durch die antiquarische Bibliothek des Vereins blätterte.

"Mein Mann interessiert sich für meine Blumen, und ich teile sein Interesse an der Eisenbahn. Sonst funktioniert eine Ehe nicht", sagt die Mettmannerin schmunzelnd. Auch Louise Engelhardt hat eine Lösung für die gelegentliche Liaison ihres Lebensgefährten mit Dampfmaschinen gefunden.

Als Partner Peter Mally, selbst Mitglied im Eisenbahnverein, plötzlich das Mini-Kraftwerk zwecks technischer Generalüberholung in seinem Wohnzimmer aufbaute, stellte sich die Frage nach dem "Gehen wir zu mir oder zu Dir?" nicht mehr. "Wir sind zu mir gegangen. Bei ihm roch es nach Öl, wenn man die Wohnungstür aufgemacht hat", erinnert sich Louise Engelhardt mit Humor an die Zeiten, in denen sie ihren Lebensgefährten mit einer Dampfmaschine teilen musste.

Mittlerweile läuft die Technik und konnte am Freitagabend bestaunt werden. Es ratterte und hupte, sehr zur Freude der anwesenden Kinder. Dass die Jungen und Mädchen mit staunenden Augen vor den großen Lokomotiven standen, konnte Ulli Schimschock gut verstehen.

Bereits als Dreijähriger hat er an der Hand der Mutter auf der Eisenbahnbrücke in Düsseldorf gestanden. "Dort hab’ ich mich mit dem Eisenbahnbazillus infiziert", erinnert er sich. Losgelassen hat ihn die Angelegenheit bis heute nicht, er ist Fahrdienstleiter bei der Bahn geworden.

Auch Peter-Achim Segler musste nicht lange überlegen, um zu erklären, warum es ihn in die Nähe von Lokomotiven zieht. "Da kann man so richtig mit dem 24er-Schraubenschlüssel rangehen", so der technische Angestellte, der beruflich sein Interesse an Technik am Schreibtisch auslebt.

Übrigens gab es am Freitagabend schon mal einen Vorgeschmack auf die mobile Zukunft des Vereins. Mit einer Draisine konnten die Besucher 100 Meter in Richtung Lokschuppen auf Tour gehen. Geht es nach Udo Kampschulte, so soll daraus bald schon mehr werden. "Wir wollen damit bis Millrath fahren. Ein Teil des Grundstücks gehört der DB Netz AG. Die Aussichten, dass wir es erwerben können, sind gut", so der Vereinsvorsitzende. In ein bis zwei Jahren soll die Strecke befahrbar sein.