Hochdahl: Männergesangsverein Trills feiert 100-jähriges Jubiläum
Die Chronik des 100 Jahre alten Chors erzählt mehr als nur eine spannende Geschichte.
Hochdahl. Ob nun zuerst das elektrische Licht nach Trills kam oder doch der Männergesangverein? Man weiß es nicht mehr so genau. Jedenfalls wurde es vor 100 Jahren im "Trillser Hof" nicht nur hell, sondern auch musikalisch. "Neun wackere Trillser haben damals dort den Männergesangverein Trills gegründet", zitierte Herbert Bander am Mittwochabend anlässlich des 100-jährigen Chorjubiläums des MGV Hochdahl aus der Chronik. Es ging um die Pflege des Volksliedes und des einfachen Kunstliedes - so stand es in der Satzung. Zehn Pfennig mussten wöchentlich in die Vereinskasse gezahlt werden, was den Sangesbrüdern nicht allzu schwer gefallen sein dürfte.
Studiert man nämlich die Liste der Gründungsmitglieder von 1909, so liest sie sich wie ein Querschnitt durch die damalige bessere Gesellschaft in Trills: Chorleiter Gustav Tünert war Lehrer, den Tenor sang der Briefträger. Die Schneiderfamilie Bähr teilte sich mit Vereinswirt Adolf Kürten die zweite Bassstimme.
Mit ihrem ersten Protektor Dr. Friedrich Bayer hatte der Chor einen großzügigen Gönner und Mäzen. Der Besitzer der Wuppertaler Bayer-Werke stiftete 500 Mark für die erste Vereinsfahne. Was heute schnell erledigt wäre, dauerte damals länger als ein Jahr. Und statt ungeduldig zu werden, mahnte Kommerzienrat Bayer die Schwestern des Klosters "Maria Hilf" zu Ruhe und Muße bei der Schneiderarbeit.
Zur Fahnenweihe marschierte der Chor durch die Trillser Straßen zur Bayer Villa. Dass der Herr Kommerzienrat den Chormitgliedern sogar die Hand schüttelte, war dem Chronisten etliche Zeilen wert. Überliefert ist übrigens auch, dass in den Gründerjahren die Schriftführer des Vereins häufig wechselten, weil "niemand die schriftlichen Arbeiten erledigen wollte".
Dafür wurde umso mehr gesungen, gelegentlich auch im Wettstreit mit anderen Chören. Opulente Gemälde als Siegertrophäen erinnern heute noch daran, dass der Männergesangverein Trills offenbar schon immer den richtigen Ton getroffen hat. Übrigens war der "Trillser Hof" nicht nur die Heimat des MGVTrills, sondern auch Treffpunkt für viele andere Vereine.
20 Jahre nach der Vereinsgründung wechselten die Sangesbrüder allerdings ihr Vereinslokal und trafen sich fortan in der Gastwirtschaft von Wilhelm Püttbach. Während sich die Männer von Auftritt zu Auftritt sangen, füllte sich der ehemalige "Trillser Hof" nach den Kriegsjahren mit Menschen aus aller Herren Länder, die dort als Flüchtlinge strandeten. Darunter waren nicht nur der damalige Lokalreporter, sondern auch der Leiter des Düsseldorfer Apollo-Orchesters und ein Konsul.
Und wie das bei alten Häusern nun mal so ist, ranken sich darum auch viele Geschichten und Anekdoten. In der Erntezeit wurden die Trillser Jungen von ihren Vätern immer mal wieder zum Bierholen "zum Tenbeck" geschickt. Während des Krieges stürzte unweit des Hauses am Trills ein abgeschossenes Flugzeug ab, einer der sieben Besatzungsmitglieder landete schwer verletzt in der Kastanie vor dem Haus und starb kurze Zeit später. Und sogar von einem angeblichen Mordfall im Jahre 1928 ist in den Annalen die Rede.
Inzwischen hatte auch der MGV Trills so einiges erlebt und erlitten. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg versteckte einer der Sänger die Vereinsfahne auf im Hühnerstall und rette sie so vor der Beschlagnahmung. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden auf politischen Druck der Trillser Männergesangverein und der Millrather Männergesangverein zum MGV Hochdahl zusammengeschlossen.
Aber es kamen auch wieder bessere Zeiten: In den 1960er-Jahren wurden erstmals Gala-Abende veranstaltet und internationale Opernsänger verpflichtet. Mit dem renommierten Dirigenten Waldemar Link kamen die ersten großen Erfolge für den Chor. Heute gilt der MGV Hochdahl als der leistungsstärkste Männerchor im Kreis Mettmann.