Hochdahl: Nach dem Ende ist nicht Schluss
Beate Sarrazin hat mit ihrem „Theater Anderswo“ eine Nische gefunden. Sie führt im heimischen Umfeld Stücke auf, die keinem kommerziellem Diktat folgen.
Hochdahl. Sie hat eine akademische Ausbildung absolviert und unterrichtet unter anderem Philosophie. Aber ihre Bestimmung ist das Theater. Und für diese Passion tut Beate Sarrazin alles. "Die freie Theaterszene, das ist ein hartes Brot", bekennt die gebürtige Recklinghausenerin, die inzwischen in Erkrath lebt. Dort hat sie sich im September des vergangenen Jahres einen lang gehegten Traum erfüllt: Sie hat ihr eigenes Theater geschaffen.
In ihrem "Theater Anderswo" ist in vielerlei Hinsicht manches anders. Die Stückauswahl folgt keinen kommerziellen Motiven. "Traum, entflogen" oder "Russisch Roulette mit Sommerkleid" sind selbst verfasste Stücke, die auf eigenen Erlebnissen, oft den Begebenheiten mit einem ihrer vier inzwischen erwachsenen Kinder, basieren.
Mit dieser Kleinkunst sollen alle Sinne angesprochen werden, feinfühlig und unmittelbar. "Das ist allein durch die Räumlichkeiten gegeben." Denn im "Zimmertheater Anderswo" sitzt das Publikum mittendrin. Und weder kostet der Besuch in dem Wohnzimmertheater, das etwa 20 Plätze umfasst, Eintritt, noch ist nach der Vorstellung Schluss.
"Das ist das Spannende, die Diskussion mit dem Publikum im Anschluss." Unbeugsam und unangepasst ist Beate Sarrazin, die aus ihrem Privaten nach dem Motto "dann wäre es ja nicht mehr privat" höchst ungerne Einzelheiten erzählt.
In den 1980er-Jahren erlernte die Autodidaktin die Darstellkunst, war pantomimisch tätig und in einer Theatergruppe engagiert. Allen Widrigkeiten, "und davon gab es einige", zum Trotz hat sie wie Frida Kahlo, der sie ein eigenes Stück mit dem schnörkellosen Titel "Frida Kahlo" gewidmet hat, nie aufgegeben. "Was mir an ihr gefällt, ist ihr Lebensmut in allen Lebenssituationen, denen sie ausgeliefert war. Da ging wahrhaftig nicht alles glatt." Wie bei ihr selbst. Aber auch darüber mag sie nicht sprechen.
Anders als in kommerziellen Einrichtungen sind auch die Aufführungstermine. "Das folgt nach einem Zufallsprinzip." Und hängt auch davon ab, wie die Künstler, mit denen sie zusammenarbeitet, Zeit haben. "Ich lade mir gerne Gäste ein."
Zuletzt bei dem Projekt "Atempause", einer Inszenierung, die auf lange Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln abzielt und "die Wartezeiten, die man mitunter überbrücken muss". Und da gibt es dann unerwartete Momente, die sich im besten Goethe-Sinne als "Augenblick verweile doch, Du bist so schön" interpretieren lassen. Mit diesen Ideen beglückt Beate Sarrazin ihre Gäste.
Und nur, weil der Traum vom eignen Theater, in dem sie tun und lassen kann, was sie möchte, erfüllt ist, sind nicht alle Träume verwirklicht. Einen "Salon der Kreativität" möchte sie installieren, für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Derlei Kulturkreise im Sinne eines interdisziplinären Austausches hält sie für wichtig. Und auch, wenn sie diese Liebhaberei viel Geld kostet, macht sie unbeirrt weiter. Denn Theater ist ihr Leben.