Solidarität für Ukraine in Mettmann Mettmann zeigt Solidarität

Mettmann · Auch in Mettmann setzten Menschen ein Zeichen für Frieden. Gebürtige Ukrainerin berührte mit emotionaler Rede.

Zur Kundgebung auf dem Königshofplatz am Samstagmittag hatten sich zahlreiche Menschen versammelt, um ihre Solidarität zu zeigen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Kleine Flaggen und Fahnen mit blauen und gelben Streifen bestimmten am Samstagmittag das Bild auf dem Königshofplatz in Mettmann. Mindestens 450 Menschen nahmen nach Schätzungen der Polizei an der Kundgebung gegen den Krieg und für Frieden in der Ukraine teil. Stellenweise dürften es auch noch einige mehr gewesen sein. Zu der Friedensdemonstration hatte der Integrationsrat der Stadt Mettmann aufgerufen. Das Bedürfnis, Solidarität zu zeigen und gegen den Krieg zu demonstrieren, ist bei den Menschen groß.

Die Teilnehmer, darunter neben dem Bündnis „Oma gegen Rechts“ auch zahlreiche Familien, hatten Plakate mitgebracht, auf denen „Verhandlungen statt Gewalt“ oder „Stop War, Free Ukraine“ zu lesen war. Viele hatten sich zudem die ukrainische Flagge auf ihren Mund-Nasen-Schutz aufgemalt. Viele trugen bewusst Kleidungsstücke in den ukrainischen Nationalfarben. Die Botschaft in Richtung Russland war eindeutig: Auch Mettmann steht hinter der Ukraine.

Die gebürtige Ukrainerin Natalie Schiebener sprach in ihrer berührenden Rede von der Flucht ihrer Eltern nach Mettmann. Ihr Bruder bleibt in der Ukraine.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Bürgermeisterin hält
bewegende Ansprache

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine Rede in meiner Amtszeit halten muss“, sagte Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann zu Beginn ihrer Ansprache. „Wir sind hier, um Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Wir trauern mit ihnen um ihre Toten, bangen um ihre Verwandten und fühlen mit den Kindern, die jetzt schon kriegstraumatisiert sind“, sagte Pietschmann weiter. Es sei schwer mit anzusehen, wie Männer ihre Familien an der Grenze verabschiedeten und zurückließen, um für ihr Heimatland zu kämpfen. Ihnen gelte der Respekt, aber auch jenen Menschen in Russland, die sich gegen die Regierung stellten und demonstrierten.

Pietschmanns Ansprache wurde durch musikalische Beiträge umrahmt. Constanze Backes von der Kulturvilla stimmte gemeinsam mit den friedlichen Demonstranten Songs wie „Imagine“ von John Lennon oder „99 Luftballons“ von Nena an. „Man merkt hier den Stadtzusammenhalt sehr“, sagte Rebbeca Türkis von den Grünen. „Es ist wichtig, auch ein Zeichen für den Frieden in Mettmann zu setzen“, ergänzte Integrationsratsmitglied Felix Spiecker. Es ist selbst Vater und empfinde gerade die Tatsache, dass Männer ihre Familien an der Grenze verabschiedeten, um in den Krieg zu ziehen, als besonders schwer.

Für den berührendsten Moment sorgte allerdings Natalie Schiebener mit ihren emotionalen, aber dennoch kämpferischen Worten. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit sechs Jahren in Mettmann. Sie erzählte, dass ihre Eltern nach über einer Woche auf der Flucht vor dem Krieg wohlbehalten in der Kreisstadt angekommen seien, ihr Bruder aber in der Heimat geblieben ist. „Ich habe jeden Tag Angst um ihn“, betonte sie. Und so gehe es vielen, die nicht wissen, ob ihre Angehörigen noch lebten.

Sie sei dankbar, dass so viele Solidarität zeigten, und für die große Hilfsbereitschaft, Güter in die Ukraine zu transportieren. „Die Ukraine will schon lange Teil der Europäischen Union sein. Aber zuerst muss dieser sinnlose Krieg beendet werden“, forderte sie. Mit Blick auf Russland und Putin betonte sie: „Wir müssen zeigen, dass Totalität und Waffen nichts gegen Gemeinschaft und Demokratie sind. Wenn wir gemeinsam zusammenstehen, können wir ihn stürzen.“ Dafür erhielt sie viel Beifall. Die Hilfsbereitschaft im Kreis Mettmann ist indes ungebrochen. Das Amt für Bevölkerungsschutz und die Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe haben aus ihren Beständen diverse Materialien zusammengestellt, die aktuell im Krisengebiet dringend benötigt werden. Die Hilfsaktion wird am Evangelischen Krankenhaus Mettmann koordiniert.