Jürgen Brockerhoff arbeitet in ganz neuen Dimensionen

Der Metzkausener stellt seine Werke im Kunsthaus Mettmann aus.

Foto: von Ameln

Mettmann. Gleich wie erst eine Gelegenheit die Liebe offenbart, so entdeckte Jürgen Brockerhoff vor gerade einem guten Jahr seine bis dahin unbewusst gebliebene Passion, künstlerisch im ganz großen Stile zu denken. Aus Anlass einer Einzelausstellung sollte das Ballhaus des Düsseldorfer Nordparks — 35 Meter lang, sieben Meter breit, neun Meter hoch — mit seiner Kunst gefüllt werden. Dem Metzkausener, dessen Fertigkeiten bis dato für originelle Umwidmungen filigraner Fundstücke stand, wurde angesichts des weiten Raumes klar: „Da brauchte ich eine ganz an dere Dimension.“

Als tragende Einheiten dieses frischen Mutes zu mehr Größe kürte er monumentale Metallrahmen, welche wie flache Container seine Kunstbarkeiten aufnehmen. Innerhalb von zwei Wochen kamen ins Ballhaus über 400 Gäste, erinnert Brockerhoff, und staunten über die — an wuchtiger Architektur orientierte — Vielfalt aus Totenschiffen, archaisch-modernen Masken und dem akkurat gefaltetem Eisenorigami: „Auf dessen Rostschicht mache ich meine Bemalung und dann wird das bis zu zwölf Mal unter Schiffslack gepackt.“ Dadurch kommt eine in Perfektion glänzende Oberfläche zustande, wie sie sonst nur an japanischen Reisschälchen zu bewundern ist. Mit Pinsel oder Quast wird dem Rost Struktur verliehen; zuvor aber lässt Brockerhoff an den Platten seine Muskeln spielen: „Irgendwann habe ich begriffen, dass man die Dinger mit enormer Kraftanstrengung auch per Hand biegen kann.“

Als er vor 30 Jahren mit der Gestaltung von Eisenplatten begann, suchte Brockerhoff sie noch auf Schrottplätzen zusammen. Inzwischen kann der Mettmanner einfach über den Künstlerbedarf bestellen und die reine Lieferung dann gleich seiner meisterlich entwickelten Veredelungsmethode unterziehen. Da sich die Maße der enormen Tableaus eher in Quadratmetern als über sonst kunstformatübliche Zentimeter beschreiben lässt, drängte es, eine Alternative zum engen Metzkausener Kelleratelier aufzutun. Die neue Kreativheimat fand Brockerhoff mit einem Gartenhaus im Düsseldorfer Stadtteil Vennhausen. Dort hatte sein Schwiegervater einst eine monumentale Modelleisenbahn betrieben, deren Fundament nun als Riesenstaffelei dient.

Mit eingezogen in die holzvertäfelte Werkstatt ist auch Brockerhoffs garstiges Faktotum namens „Fetisch“. Dieser, aus der afrikanischen Mythologie entlehnte forsche Hausgeist, der die guten wie schlechten Wesenszüge und Charaktereigenschaften seines Besitzers aufnimmt, ist in zahlreich Motiven wiederzutreffen, klärt Brockerhoff auf: „Mein Fetisch weist komplett alle Fehler auf, die ich selber habe.“ Welche das sind, will der Freidenker allerdings nicht verraten: „Fetisch ist nicht der Böse, aber ein Counterpart, der ein bisschen stört, ketzerisch und vorlaut ist.“ Das Gefolge des Fetischs besteht aus Tiergestalten wie Hunden, Antilopen und Panthern. Bildertitel wie „Heiß und Fetisch“ oder „Grüß Dich, Hans, was macht Dein Schwager“ verraten, dass das Treiben dieser fantastischen Wesen einen spöttischen Humor verinnerlicht.