Vater übergibt an Sohn Generationenwechsel im Weltspiegel

Mettmann · Kinomann Thomas Rüttgers übergibt an seinen 25-jährigen Sohn – und plant Bau und Eröffnung eines neuen Kinos.

Julian Rüttgers tritt die Nachfolge seines Vaters Thomas Rüttgers an. 

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein winziges bisschen Wehmut schwang in seiner Stimme mit, als Kinomann Thomas Rüttgers sich jetzt an seinen eigenen Start 2016 in Mettmanns Lichtspielhaus erinnerte. Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren übernahm er von Margarete Papenhoff und ihrer Schwester Gabriele Rosslenbroich das Weltspiegel. „Wir hatten alles rausgerissen und Kino 1 und 3 waren frisch renoviert“, erinnert er sich. Eröffnet wurde damals mit dem Blockbuster „Star Wars“ eine „Erfolgsstory“, wie er jetzt bilanzierte. Mehr als 250 000 Besucher fanden seit jenem 16. Dezember 2016 den Weg in Mettmanns Kino.

Auf derlei „positive Überraschungen“ guckt Thomas Rüttgers ab sofort in Mettmann nur noch zurück. Mit Wirkung ab 1. Dezember hat er den Staffelstab an seinen Sohn Julian Rüttgers übergeben. Er hält nun offiziell die Theaterleitung.

„Es ist für mich das schönste Weihnachtsgeschenk, dass er den Weltspiegel übernimmt.“ Der 25-Jährige ist zwar offiziell der Neue, tatsächlich aber bereits seit zwei Jahren hinter den Kulissen mit verantwortlich für die Geschicke. Alles, was das weite Feld von Social Media betrifft, betreut der BWL-Absolvent. Maßgeblich mitverantwortlich ist er auch für die Betreuung der Autokino-Adressen, speziell Wülfrath nahm er unter seine Fittiche.

2019 war das beste Jahr in der Rückschau. 67 000 Besucher kauften Karten, um sich von Filmen unterhalten zu lassen. Dann kam die Corona-Pandemie, und obwohl wie alle kulturellen Einrichtungen auch Kinobetreiber Rüttgers Alarm schlug, schaffte er es mit neuen Ideen, sein Lichtspielhaus auch Dank der temporären Autokino-Ableger in Erkrath und Haan im Gespräch zu halten. Kino ist längst nicht mehr eine Adresse, an der allein Filme abgespielt werden. „Kino ist ein Ort der Begegnung“, sagt er, und diese Idee möchte Julian Rüttgers „fortsetzen und ausbauen“.

Dass in Technik, Sound und beispielsweise Komfort in Form von loungeartiger Sitzmöbel als Kinosessel investiert wurde, zeichnet das Haus aus. Mit dem Heresbach-Gymnasium besteht bereits eine Kooperation, auch die Studenten der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf finden für ausgewählte Veranstaltungen an die Düsseldorfer Straße – und das soll ausgebaut werden, wie Julian Rüttgers sagt. „Leute begeistert man nur, wenn man selbst begeistert ist“, sagt er. „Ich glaube felsenfest an die Zukunft des Kinos.“ Aller Konkurrenz von Streaming-Diensten oder Puschenkino per DVD oder Blue Ray auf dem heimischen Sofa ist er vom Treffpunkt Kino überzeugt. Aber nicht nur davon, sondern auch von der Sogwirkung sogenannter Cinegamings. Hierbei wird ein Kinosaal für ein Spiele-Event an Privatleute oder Vereine vermietet. Vielleicht auch durch die temporären Autokino-Standorte, die mit Konzept und Durchführung Reklame fürs Genre Kino allgemein und das Weltspiegel im Besonderen machten – „wir haben ein junges Publikum“, freut sich Julian Rüttgers. Zwischen Weihnachten und Januar 2022 will er die Cineasten mit neuen Filmtiteln von „Spider Man“ über einen neuen „Matrix“-Teil bis hin zu „West Side Story“ und „King’s Man“ begeistert. Eine Sondervorstellung soll das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker sein – wenn sie denn tatsächlich spielen. „Es waren tolle fünf Jahre“, verabschiedet sich Rüttgers senior nun, für seine Aktivitäten im Weltspiegel unter anderem mit dem Heimatpreis und verschiedenen Branchen-Auszeichnungen geehrt.

Thomas Rüttgers will 2024
ein neues Kino eröffnen

Aber er geht nicht etwa in einen Ruhestand. „Wir planen, das Familienunternehmen zu erweitern“, kündigte er weitere Aktivitäten an. 2024 will Thomas Rüttgers ein neues Kino eröffnen. Sechs Säle soll es geben, der größte Saal soll etwa 200 Sitzplätze fassen, die anderen entsprechend kleiner sein, so dass es insgesamt 600 Plätze gibt. Allerdings bleibt offen, wo im Kreis Mettmann dieses neue Rüttgers-Kino, das er baut und betreibt, entsteht. „Ratingen ist es nicht. Obwohl die Stadt mit mehr als 80 000 Einwohnern interessant wäre.“