Kinderschutzbund Mettmann Gewalt gegen Kinder nimmt zu

Mettmann · Kinderschutzbund Mettmann macht auf Fehlentwicklung aufmerksam. Rückgang der Spenden bereitet Sorgen.

Der Kinderschutzbund Mettmann wurde vom Rotary Club unterstützt. Yusuf (10) probiert ein gespendetes Laptop aus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zwei Jahre Pandemie mit Lockdown und Homeschooling haben die Lage zahlreicher Kinder in Mettmann deutlich verschlechtert. Sie wurden in ihren Familien vernachlässigt oder gar Opfer von häuslicher Gewalt. Darauf macht Jürgen Winkelmann aufmerksam. Der örtliche Vorsitzende des Kinderschutzbunds nimmt die Zahl der aktenkundigen Vorfälle als Beleg für seinen eindringlichen Hinweis: „Im Jahr 2020 haben wir aus Mettmann 30 Fälle von häuslicher Gewalt an unsere Anlaufstelle in Ratingen vermittelt. Im Jahr 2021 waren es bereits 51 Fälle.“ Beinahe eine Verdopplung.

Nun ist der Kinderschutzbund nicht der Verein für vordergründigen Alarmismus, sondern setzt auf langfristiges Engagement. „Aber wenn sich die Lage der Kinder wieder bessern soll, muss die gesamte Gesellschaft daran mitwirken. Dazu muss es uns allen bewusst sein“, sagt die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, Angela Mäder. Mit rund 100 Mitgliedern, viel Ehrenamt und einem im Vergleich zur Aufgabe schmalen Jahresetat von 200 000 Euro setzt der Kinderschutzbund Mettmann alles daran, die Bildungschancen von zurzeit rund 50 Kindern zu verbessern.

Kinderschutzbund setzt
auf langfristiges Engagement

Sorgen sich um Kinder in Mettmann: (v.l.) Vorsitzender Jürgen Winkelmann, seine Stellvertreterin Karin Preu und Geschäftsführerin Angela Mäder vom Kinderschutzbund Mettmann.

Foto: Dirk Neubauer

Die Pandemie bremste wichtige Angebote aus, etwa die Hausaufgabenbetreuung, die Talentförderung oder auch mal einen Ausflug in den Zoo oder zum Freizeitpark Ketteler Hof. Zeitweise war die Betreuung nur in Kleingruppen oder per Einzelunterstützung möglich.

„Trotzdem ist es gelungen, die von uns betreuten Kinder nicht aus den Augen zu verlieren“, sagt Jürgen Winkelmann, der am Donnerstagabend als Vorsitzender wiedergewählt wurde. Das Auf und Ab der vergangenen zwei Jahre und die Kontaktbeschränkungen seien Gift gewesen für die kindliche Entwicklung.

Dagegen setzt der Kinderschutzbund Mettmann deutliche Zeichen. Etwa 2020 mithilfe einer Spende des Rotary Clubs, die den Kauf von 50 gebrauchten Laptops ermöglichte. Diese wurden an die Kinder ausgegeben. „Sie müssen nun daheim nicht mehr darum betteln, für den Fernunterricht oder die Hausaufgaben den einzigen Computer der Familie nutzen zu dürfen“, sagt die Vize-Vorsitzende Karin Preu. 2021 kamen 40 weitere Geräte hinzu.

An den Standorten Danziger Straße und Rheinstraße wurden 2021 848 Stunden Hausaufgabenbetreuung geleistet – von Schülerbetreuenden. Im Jahr 2021 startete der Kinderschutzbund mit der Stadt und weiteren Unterstützern ein Sprachlabor in der Flüchtlingsunterkunft Hasseler Straße. Dort können Flüchtlingskinder am PC ihre Deutschkenntnisse trainieren. Auch geflüchteten Mädchen und Jungen aus der Ukraine möchte der Kinderschutzbund helfen. Doch einerseits sei in dieser Gruppe noch zu viel Fluktuation. Andererseits sei man an den eigenen Leistungsgrenzen angekommen. Zudem seien in den zurückliegenden Monaten die Spenden stark zurückgegangen. „Natürlich, weil es eine große Hilfsbereitschaft für die Ukraine gab“, sagt der Vorsitzende Winkelmann. Niemand wolle anderen Spenden wegnehmen oder umlenken. Aber knapp zwei Drittel der Arbeit mit Kindern aus Mettmann laufe auf Spendenbasis. „Wenn es so bleibt, werden wir Probleme bekommen.“

Zum anderen werden neue ehrenamtliche Helfende gesucht (siehe Infobox). Wer sich für eine Unterstützung bei Projekten des Kinderschutzbundes interessiert, wird vor einem Einstieg befragt und muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.