Kirche Freiheitstraße spendet Kirchenbänke für Lettland
Die Kirche Freiheitstraße wird saniert. Das Mobiliar bekommt ein neues Zuhause.
Mettmann. „Los jetzt, anpacken, zack, zack.“ Rentner Bruno Hilscher klatscht in die Hände. Hans-Josef Herring, Dietrich Baude und Udo Schröder wuchten eine schwere Kirchenbank auf zwei kleine Rollbretter und fahren sie langsam aus der Kirche. Knochenarbeit für die Rentner.
Draußen vor der evangelischen Kirche Freiheitstraße ist ein großer Sattelschlepper rückwärts bis auf wenige Meter vor das Portal des Gotteshauses am unteren Lavalplatz gefahren. 30 schwere Bänke sowie drei große Holzpodeste und 40 Stühle aus dem Gotteshaus haben die Helfer am Dienstagvormittag auf den Lastwagen geladen. Das Mobiliar und der rote Teppich, der vor dem Abendmahltisch lag, werden nach Lettland gefahren. Alles ist für eine frisch renovierte Kirche in der lettischen Gemeinde Berzaune im Kreis Madona bestimmt.
Nachdem Baukirchmeister Ottokar Iven nur wenige Kirchenbänke verkaufen konnte und sie auch über eine Kirchenbörse nicht los wurde, rief er Peter Langbehn, den Kopf der Mettmanner Lettlandhilfe an und fragte ihn, ob er die Bänke nicht gebrauchen könnte. „Die evangelische Gemeinde in Berzaune hat ihre Kirche saniert und renoviert. Aber sie hatte kein Geld mehr für Bänke oder Stühle. In die Kirche wurden deshalb alte Kinosessel gestellt“, sagt Langbehn.
Deshalb entschied sich die Mettmanner Gemeinde, in Lettland zu helfen. Iven: „Wir hätten die Bänke auch an andere Gemeinden in Osteuropa verschenken können. Aber dann hätten wir die Transportkosten zahlen müssen.“ Dafür hat die evangelische Gemeinde kein Geld. Rückläufige Einnahmen bei der Kirchensteuer zwingen die Gemeinde, dass sie sich kleiner setzen und von Immobilien trennen muss.
Der Transport der Bänke kostet 2000 Euro. Das Geld wurde in Lettland gesammelt, damit der Lastwagen mit der kirchlichen Fracht rollen kann. Langbehn: „Wir schicken aber auch noch andere Hilfsgüter mit, Waschmaschinen, Kleidung, Wäsche und andere Sachen.“ Für Langbehn ist es der 147. Hilfstransport nach Lettland, der auf die lange Reise geschickt wird.
Der Holzboden, auf dem die Kirchenbänke aufgeschraubt waren, hat Iven an einen Landwirt verkauft. Der wird den Boden in seiner Eventscheune zwischen Mettmann und Ratingen einbauen. Iven: „Er hat auch ein paar Kirchenbänke gekauft.“
Der Baukirchmeister hat unter den Bänken einige alte Kirchenschätze entdeckt: „Alte Münzen aus D-Mark-Zeiten und sogar holländische Gulden.“ Geld, das statt im Klingelbeutel in Holzritzen unter den Eichenbänken landete.
„Wir sind froh, dass die Bänke noch gebraucht werden. Wenn wir sie nicht losgeworden wären, hätten wir sie auf keinen Fall verfeuert“, sagt Iven. Zwei Bänke wird er einlagern. Nach der Grundsanierung und Renovierung des Gotteshauses werden die Bänke zersägt und hinter die denkmalgeschützen Balustraden aus dem 18. Jahrhundert gesetzt, die so an den Wände befestigt werden.
Wenn die Kirche Weihnachten 2012 wieder eröffnet wird, soll sie künftig nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Ausstellungen und Veranstaltungen der Gemeinde genutzt werden.