Schweres Geschäft am Königshof - Im Schatten der Baustelle
Während die Bürger auf Fortschritte am Königshof warten, kämpfen drei Ladenbesitzer ums Überleben.
Mettmann. Im Eiscafé San Marino im Arkaden-Haus sind fast alle Tische besetzt. Dennoch: Der Eindruck täuscht. „Das sind fast alles Stammkunden“, sagt Ladenbesitzer Marino Candido. Ohne sie würde der 41-Jährige wahrscheinlich kein Eis mehr anrühren. 80 Prozent der Laufkundschaft habe Candido durch die Baustelle rund um sein Café verloren.
Nur noch wenige zieht es in das kleine Gebäude neben der ausgeschlachteten Karstadt-/Hertie-Immobilie. Dazu gibt es auch nur noch wenig Grund: Drei Geschäfte sind geblieben und kämpfen ums Überleben. Letzter Hoffnungsschimmer ist die Eröffnung der Königshof-Galerie, Mettmanns neues Einkaufszentrum, das Ende dieses Jahres öffnen und dann Kunden aus nah und fern anlocken soll.
Hanim Kör steht das Wasser jetzt schon bis zum Hals. Mit ihrem Schuh- und Schlüsseldienst glaubt sie es nicht mehr zu schaffen bis zur Eröffnung. „Mir fehlt die Laufkundschaft. Ich kann froh sein, wenn ich am Tag 50 Euro einnehme“, sagt die 35-Jährige verzweifelt. Früher hat sie das Dreifache verdient. Im Gegensatz zum Eiscafé und dem Lädchen Tabak-Park mit Besitzer Jürgen Grewing kann sich Kör auf keine Stammkundschaft verlassen. „Ich habe erst 2010 mein Geschäft hier drin eröffnet. Heute bereue ich es sehr“, sagt sie traurig. Rücklagen besitzt sie keine, ihre Hausbank gewährt ihr keinen Kredit.
Förderung oder Hilfe von der Stadt, darauf warten die drei Ladenbesitzer schon lange. „Lothar Bennemann von der Wirtschaftsförderung war bei uns, aber die können uns auch nicht helfen, weil keine Fördertöpfe für uns da sind“, sagt Jürgen Grewing, während er Tabakware ins Regal einräumt. Bürgermeister Bernd Günther haben die Geschäftsleute wiederholt eingeladen, vorbeizuschauen. „Bis heute haben wir ihn hier nicht gesehen“, sagt Kör.
Die drei Inhaber fühlen sich alleingelassen. Mit der Schließung des Herties nahm die Misere ihren Anfang. Dann zogen Netto und Schlecker aus dem Gebäude aus. Zu allem Übel fehlen seit Juli vergangenen Jahres die Parkplätze des ehemaligen Karstadt-/Hertie-Kaufhauses, weil sie für den Bau der Galerie gesperrt wurden. Und der Parkplatz an der ehemaligen Grundschule Schulstraße ist nur noch bis Ende Januar nutzbar, weil dann der Mettmanner Bauverein die Baustelle für das Neubauprojekt Kö-Karree einrichtet. Damit nicht genug: Der Bürgersteig vor dem Arkaden-Gebäude führt nun direkt vor einen Baustellenzaun. „Vor allem ältere Kunden empfinden den Weg hierher als sehr mühselig“, sagt Tabakhändler Grewing. Was den drei Geschäftsinhabern bleibt, ist die Hoffnung. Auf ein Ende der Baustelle und endlich wieder mehr Kunden.