Der echte „Emergency Room“ - Die Notfallambulanz in Mettmann
Im Krankenhaus Mettmann läuft zwar kein George Clooney durch die Notfallambulanz — um die Rettung von Menschenleben geht es dort aber auch.
Mettmann. Es ist dieser typische Krankenhausgeruch, der beim Betreten der Notaufnahme in die Nase steigt. So riechen Desinfektionsmittel. Die Gerüche der Straße — Abgase, frisch gekochtes Essen, nasser Regen auf dem Asphalt — haben hier keinen Zutritt.
Die Notfallambulanz, so heißt die Notaufnahme in der Medizinersprache korrekt, ist im Evangelischen Krankenhaus in Mettmann interdisziplinär gestaltet: Zwei Bereiche, die Chirurgie/Unfallchirurgie und die Innere Medizin kooperieren. Jeder Patient in der Notaufnahme wird dem entsprechenden Bereich zugeordnet. Ein gebrochener Arm kommt in die chirurgische Abteilung, Herzrhythmusstörungen sind ein Fall für den Internisten.
„Viele denken bei der Notaufnahme an die Serie ,Emergency Room’, wo George Clooney als Arzt für alles zuständig ist. Bei uns sieht das anders aus. Hier hat jeder Arzt seinen speziellen Aufgabenbereich“, sagt Dr. Marwan Nassar, Chefarzt der Chirurgie.
Zwei lange Flure, die parallel zueinander verlaufen, bilden das Herzstück der Notaufnahme und sorgen zugleich für die räumliche Trennung. „Wir haben einen internen und externen Flur“, erklärt Dr. Nassar. „Im externen Flur werden die Patienten aufgenommen, die in die Notaufnahme gehen können. Der interne Flur ist für die Liegendanfahrten vorgesehen, also für die Patienten, die mit dem Rettungswagen kommen.“
An diesem Tag ist es auf dem externen Flur ruhig. Die Stühle vor der Aufnahme sind unbesetzt. Zwei junge Männer stehen davor und sind in ein Gespräch mit der Schwester vertieft. „Soll ich denn hier bleiben?“, möchte der eine wissen. „Oder müssen wir in ein anderes Krankenhaus?“, fragt der andere. Über einen Durchgang geht es in den internen Flur, vorbei an medizinischen Geräten und Anrichten mit Verbandszeug. Eine Schwester schiebt ein leeres Bett über den Gang.
Die zwei Zufahrtsplätze für die Rettungswagen sind leer. Dr. Uwe Knaust, Chefarzt der Chirurgie, öffnet eine der vielen Türen, die von der Seite des Flurs abgehen. Der Blick fällt in den Schockraum. „Hier werden die Schwerstverletzten behandelt“, erklärt Dr. Knaust. Die einzelnen Wandschränke sind detailliert beschriftet. „Infusionen“ ist auf einem zu lesen. „Die Beschriftung ist wichtig, damit auch der Arzt, der nicht so oft hier ist, sofort alles findet“, sagt Dr. Knaust.
Im Schockraum zählt jede Sekunde, die Patienten schweben zwischen Leben und Tod. Es sind Menschen mit hohem Blutverlust oder schweren inneren Verletzungen. „Neulich war ein Patient hier, der drei Meter tief gestürzt ist und sich einen Leber- und Milzriss zugezogen hatte“, berichtet Dr. Knaust.
Hinter ihm steht der Defibrillator — das Gerät wird zur Wiederbelebung genutzt und ist zugleich ein stummer Zeuge der Überlebenskämpfe, die in diesem Raum ausgetragen werden. „Ein bis eineinhalb Stunden lang versuchen wir, Patienten wiederzubeleben. Wenn dann jemand stirbt, ist das immer hart, vor allem, wenn man als Arzt noch am Anfang ist. Viele junge Kollegen fühlen sich dann schuldig“, sagt Dr. Andreas Brauksiepe, Chefarzt der Inneren Medizin.
Die Tür des Schockraums schließt sich und mit ihr die schwere, dramatische Seite der Notaufnahme. Nur ein paar Meter weiter ist der chirurgische Bereich. In einem Raum sitzt Torsten Berger. Sein linker Daumen hängt seltsam verdreht herab.
„Ich bin Busfahrer, und beim Wenden ist mir das Lenkrad zurückgeschlagen — direkt gegen den Daumen.“ Dr. Nassar betrachtet den lädierten Finger und bewegt ihn ein wenig. „Gebrochen ist der nicht, da ist die Strecksehne kaputt“, lautet seine Diagnose. Patient Berger bekommt eine Kunststoffschiene, zusätzlich wird der Daumen mit einem Verband fixiert. „Schmerzmäßig tut das gar nicht weh“, sagt Berger und lächelt.
Es ist das andere Gesicht, das die Notaufnahme hier zeigt: das der kleinen, leichten Verletzungen, kein Ringen und Leben und Tod. Im Krankenhaus liegen zwischen beiden Bereich tatsächlich nur wenige Schritte.