Mettmanner Bankverein: Herren, die auf Bänken saßen
Im Jahr 1945 gründeten Mettmanner Senioren auf dem Jubiläumsplatz den Bankverein.
Mettmann. Acht ältere Herren sitzen in feinem Ausgehzwirn mitten auf dem Jubiläumsplatz. Sie haben sich ein paar Bänke zusammengerückt und stützen sich auf ihre Gehstöcke. Eilig scheinen sie es nicht zu haben — und vermutlich gab es einiges zum Plaudern. Woran denkt man, wenn einem solch ein fotografisches Kleinod in die Hände fällt? Am ehesten überkommt den alteingesessenen Mettmanner wohl Wehmut.
Ja damals, auf dem Jubiläumsplatz, da war es noch schön. Man konnte sie noch zählen, die Autos, die durchs Stadtzentrum rollten. Und offenbar konnte sich dort auch noch unterhalten werden. Was lag also näher, als sich bei schönem Wetter im Städtchen zu treffen? Das dachte sich damals wohl auch der Mettmanner Bankverein.
Die Herren auf den Bänken saßen dort nicht einfach nur so herum. Sie haben einen Verein gegründet und ihn kurzerhand nach dem Ort benannt, an dem man sich regelmäßig zu den Vereinssitzungen traf.
Mit den umliegenden Banken, die erst nach der Vereinsgründung 1945 zum Jubiläumsplatz zogen, hatte der Bankverein übrigens nichts zu tun. Auch wenn es nach den schweren Kriegszeiten und vor allem inmitten der Wirtschaftswunderjahre auch oft ums liebe Geld gegangen sein mag.
Aulen-Baas Helmut Kreil erinnerte in seiner Festrede zum 50-jährigen Bestehen des Mettmanner Bankvereins an die Anfänge: „Auf dem Jubiläumsplatz trafen sich auf den noch verbliebenen Parkbänken einige Senioren und tötterten über dies und jenes. Wenn das Wetter schlecht war, setzte man sich ins Parkhaus zum Heinrich Norbisrath, trank dort sein Dünnbier und zog auch schon mal verstohlen eine Flasche Selbstgebrannten aus der Tasche.“
Weil es sich die ehrenwerten Herren nun mal zur Gewohnheit gemacht hatten, ihren Ehefrauen zu Hause Ruhe zu gönnen, gab es schon bald ein Problem zu lösen. Im Sommer mag es ja gemütlich auf einer Parkbank unter freiem Himmel sein. Aber was sollte man im Winter tun? Immer nur im Parkhaus sitzen? Das schien keine Lösung zu sein.
Die Stadtverwaltung bemühte sich in der Nachkriegszeit redlich um beheizte Unterkünfte und schuf im Winter die ersten Wärmestuben in der Schreinerei Ramlow und im damaligen Arbeitsamt. Die älteren Herren mit dem „griesen Hoor“ tauschten die Bänke auf dem Jubi mit dem warmen Platz am Ofen.
Zu den Anstoß erregenden Rauchgewohnheiten der Vereinsmitglieder schrieb Helmut Kreil: „Was war das für ein Kraut, das da geraucht wurde. Einige der „Bankler“ hatten Tabakpflanzen in ihrem Garten angebaut. Das Fenster, auch wenn es offen war, konnte den fürchterlichen Rauch nicht fortbringen. Und so war es kein Wunder, dass die spärliche Deckenleuchte nur den Tisch erhellte und den übrigen Raum im Dunkeln ließ. Sehen konnte man ohnehin nichts, denn der beißende Qualm trieb einem sofort die Tränen in die Augen“.
Da die Tabak-Trocknungsprozedur zu viel Zeit in Anspruch nahm, wurde zu diesem Zweck eine alte Kochplatte bemüht. Das alles wurde den Mitarbeitern im Arbeitsamt zu viel und so zog der Bankverein in die Benninghover Mühle um. Später folgten unter anderem noch Quartiere in der Lutterbecker Strasse und unter dem Dach des DRK in der Bahnstraße. Das Deutsche Rote Kreuz richtete dort eine Altentagesstätte ein, die nicht nur für die ausschließlich männlichen Mitstreiter des Mettmanner Bankvereins, sondern auch für Frauen die Türen öffnete.
Als dann gar eine Gemeinschaftsveranstaltung geplant war, soll Bankvereinsmitglied Willi Hülssiepen dem Baas der Aulen sein Leid geklagt haben: „Jetzt fangen die noch mit den Weibern an, das ist nicht mehr der Bankverein von früher“.