Klapptische aus Haan für den Unterricht auf der Müllkippe

Hilfe: 2000 Euro haben Hauptschullehrer Bisdorf und Schreinermeister Schwierzke persönlich nach Nicaragua gebracht. Das Geld hat die Schülerfirma erwirtschaftet.

Haan. Ihr Aufenthalt in Nicaragua hat sich auf jeden Fall gelohnt. Darin sind sich Holger Schwierzke (65) und Daniel Bisdorf (32) einig. Vier Wochen lang waren der Schreinermeister und der Hauptschullehrer in dem mittelamerikanischen Land zu Gast, drei Wochen davon haben sie ausschließlich für die Partnerschule der Hauptschule zum Diek in Matagalpa gearbeitet.

"Bevor wir morgens in der Werkstatt ankamen, waren wir schon einmal durchgeschwitzt", sagt Schwierzke, der sich bereits als Schülervater in der Hauptschule zum Diek engagiert hat, und inzwischen in der Schülerfirma "Holzwurm" aktiv ist.

Regenzeit, eine "teuflische Hitze", eine Luftfeuchtigkeit von 99Prozent und veraltete Maschinen ohne Absaugvorrichtungen - ihr Aufenthalt war definitiv keine Urlaubsreise. Zehn bis 15 kleinere Tische haben sie hergestellt - mit Unterstützung von acht Jugendlichen, angehende Tischler aus Wuppertal. Sie hatten Schwierzke begleitet, der sich auch im Internationalem Bund, der sich in ganz Deutschland für die Ausbildung, Betreuung und berufliche Bildung von benachteiligten Jugendlichen bemüht, engagiert.

Sie produzierten auch Klapptische für eine mobile Schule, die sich allein aus Spenden finanziert, und einmal in der Woche dienstags eine Müllkippe anfährt. "Das war das heftigste, was ich dort gesehen habe", sagt Bisdorf. Kinder, Jugendliche und Erwachsene leben dort, suchen in dem Müll nach Kleidung, Glas- oder Plastikflaschen, die sie zu Geld machen können. "Die Mitarbeiter spielen mit den Kindern und versuchen, gegen den Analphabetismus anzugehen", sagt Bisdorf. "Das funktioniert aber nur, wenn die Kinder dazu Lust haben. Erzieherische Maßnahmen haben dort keine Wirkung. Denn wenn der nächste Müllwagen kommt, sind alle Kinder weg."

Holger Schwierzke und Daniel Bisdorf haben aber nicht nur in der Werkstatt gestanden. Sie hatten auch 2000 Euro und den Auftrag im Gepäck, vor Ort Computer für die Partnerschule der Haaner Hauptschule anzuschaffen. "In Nicaragua ist das viel Geld", sagt Bisdorf. Zwei Computer mit allem Zubehör und Tischen, jede Menge Druckerpatronen und Papier haben sie von dem Geld, das die Schülerfirma "Holzwurm" erwirtschaftet hat, erstanden.

Bisdorfs Wunsch, einen regelmäßigen E-Mail-Kontakt zwischen nicaraguanischen und Haaner Schülern auf den Weg zu bringen, kann mit dieser Technik allerdings immer noch nicht realisiert werden. "Die Schule hat noch keinen Internet-Anschluss", sagt er. Um diesen ein Jahr lang zu finanzieren, haben sie Geld vor Ort dagelassen. "Aber die Preise für Anschlüsse und Verbindungen schwanken dort sehr", sagt er und weiß bis heute nicht, wann damit zu rechnen ist.

Hinzu komme das Sprachproblem. "Der Englischunterricht hat nicht unsere Qualität", sagt Bisdorf. "Und auch der Englischlehrer sprach nur ein sehr schwaches Englisch." In der Konsequenz bedeutet das für Bisdorf, dass er Neuntklässler aus Nicaragua mit Fünft- oder sechstklässlern aus Haan miteinander kommunizieren lässt - wenn die Verbindung irgendwann funktioniert. "Ich möchte die Schüler dort nicht ausbremsen."